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Streetart-Künstlerin Barbara: Barbaras Botschaften

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Künstlerin und ihre Streetart "Verbote fordern mich heraus"

Sie verfremdet Verkehrsschilder, sie macht aus Verboten mal fröhliche, mal ernste Botschaften. Im Interview erklärt die Künstlerin Barbara, was Würste mit Toleranz zu tun haben und Hakenkreuze mit Windmühlen.

SPIEGEL ONLINE: Sie haben kurz vor unserem Gespräch an einer Mauer in Heidelberg eine Wurst mit Chiquita-Bananen-Sticker aufgehängt. Warum?

Barbara: Es kommt selten vor, dass innerhalb weniger Tage zwei Lebensmittel mit derselben Form als Symbol für das Thema Toleranz funktionieren - der Bananenwurf auf Barcelona-Star Dani Alves und die Wurst, eben Conchita Wurst. Da konnte ich nicht anders.

SPIEGEL ONLINE: In Heidelberg erregen Sie Aufsehen, indem Sie Verbotsschilder umgestalten. Was reizt Sie daran?

Barbara: Ich antworte gerne auf Botschaften im öffentlichen Raum. Verbotsschilder machen nur einen Teil davon aus. Reklame und Graffiti gehören auch dazu. Die Städte sind voll mit Botschaften, die meisten wollen dir etwas verkaufen oder verbieten - das fordert mich oft geradezu heraus.

SPIEGEL ONLINE: Wissen Sie, wie lange Ihre Kunstwerke bestehen bleiben?

Barbara: Manche hängen nur wenige Stunden, manche auch ein paar Tage oder Wochen.

SPIEGEL ONLINE: Wer entfernt sie?

Barbara: In den meisten Fällen die Witterung. Papier ist nicht sehr regenbeständig. Bestimmt wird das ein oder andere Plakat auch mal von der Stadtreinigung oder einem Hausmeister entfernt, ich habe das noch nicht beobachtet. Aber ich achte darauf, mit meinen Aktionen keinen bleibenden Schaden anzurichten.

SPIEGEL ONLINE: Wie sind sie zur Straßenkunst gekommen?

Barbara: Als Kind habe ich angefangen, mit Kreide meine Botschaften auf der Straße zu hinterlassen. Mein Opa hat mir erklärt, was es mit diesen Hakenkreuzen auf sich hat, die ich immer wieder an Mauern gesprüht gesehen habe. Dann hab ich begonnen, sie zu übermalen oder umzugestalten. Aus Hakenkreuzen kann man prima Windmühlen machen.

SPIEGEL ONLINE: Sie geben nichts über Ihre Identität preis - warum?

Barbara: Ich liebe die Freiheit, die mir der Schutz der Anonymität gewährt. Meine Arbeit soll unabhängig von meiner Person bewertet werden. Angenommen, ich wäre die schönste Frau Deutschlands, möchte ich nicht deshalb mehr Aufmerksamkeit für meine Arbeit bekommen. Auch mein Beruf spielt keine Rolle. Ich möchte dazu nur sagen: Ich stehe auf eigenen Beinen.

SPIEGEL ONLINE: Sie haben die Ausgabe des SPIEGEL mit Uli Hoeneß auf dem Titel mit einem Kommentar versehen - "Spieglein, Spieglein an der Wand, gibt's keine wichtigeren Themen in diesem Land?" - und an eine Wand geheftet. Was wären denn die wichtigeren Themen?

Barbara: Das Titelbild mit Uli Hoeneß und der Schlagzeile "Game over" ist in der Woche nach dem Urteilsspruch erschienen. Ich war der Meinung, dass mit einem Richterspruch der Fall soweit erledigt sein müsste. In diesen Tagen haben sich auf der Krim die Verhältnisse dramatisch entwickelt. Die Medien blasen manche Storys zu sehr auf. Dass ich den SPIEGEL für meine Kritik ausgewählt habe, liegt am Namen und dem passenden Reim.

Das Interview führte Tanja Mokosch

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