Unwetter in den USA Tornado in Kentucky – Gouverneur befürchtet mindestens 50 Tote

In den USA haben Tornados heftige Verwüstungen angerichtet. Viele Menschen starben, Dutzende wurden verletzt. Auch Pflegeheime waren betroffen. Die Nationalgarde ist im Einsatz.
Amazon-Verteilerzentrum in Edwardsville, Illinois: Dach eingestürzt

Amazon-Verteilerzentrum in Edwardsville, Illinois: Dach eingestürzt

Foto: Robert Cohen / St. Louis Post-Dispatch / AP

In den US-Bundesstaaten Tennessee, Missouri, Kentucky, Arkansas und Illinois wüteten von Freitag auf Samstag heftige Stürme. Dem Sender CNN zufolge waren darunter mindestens 24 Tornados.

Der Gouverneur von Kentucky, Andy Beshear, geht von Dutzenden Opfern aus. »Ich befürchte, dass es mehr als 50 Tote in Kentucky gibt, vermutlich eher 70 bis 100«, sagte er am Samstag vor Journalisten. Die Berichte aus den betroffenen Gebieten seien herzzerreißend, so der Gouverneur.

Beshear verhängte den Notstand in Kentucky und aktivierte die Nationalgarde, um betroffene Gemeinden zu unterstützen. Er wandte sich außerdem an US-Präsident Joe Biden: »Kentucky braucht Bundeshilfe, um auf dieses Ereignis zu reagieren«, hieß es in einem vom Gouverneur veröffentlichten Schreiben an den Präsidenten. Stromausfälle seien weit verbreitet. 17 der 120 Bezirke in dem Bundesstaat seien von der Katastrophe betroffen.

In der Gemeinde Mayfield im Südwesten Kentuckys kollabierten der Polizei zufolge mehrere Gebäude. Arbeiter und Arbeiterinnen seien in einer Kerzenfabrik eingeschlossen, die von dem Sturm stark beschädigt wurde. »Das gesamte Gebäude wurde dem Erdboden gleichgemacht«, sagte eine Polizeisprecherin. Bei Twitter kursierten Aufnahmen von dem Desaster.

Ob es Verletzte oder Tote gab, ist noch unklar - die Einsatzkräfte gehen aber vom Schlimmsten aus. Dem Gouverneur zufolge befanden sich 110 Menschen in der Fabrik, als der Sturm hereinbrach. »Wir glauben, dass wir Dutzende dieser Menschen verlieren werden«, sagte Beshear. »Es ist sehr hart, wirklich heftig, und wir beten für jeden Einzelnen.«

In Kentucky verwüsteten die Unwetter mehrere Landkreise. Dem Gouverneur zufolge brachte der stärkste Tornado Windgeschwindigkeiten von 200 Meilen (etwa 322 Stundenkilometern) mit sich. Man habe es mit den schlimmsten Tornados in der Geschichte des Bundesstaates zu tun.

In dem Ort Earlington in Kentucky führte der Sturm dazu, dass ein Zug entgleiste und in mehrere Häuser raste. Experten untersuchten, welches Material er geladen hatte und wie viele Menschen in der Gegend verletzt wurden, sagte der Sheriff von Hopkins County, Matt Sanderson.

Amazon-Gebäude eingestürzt – Lage unklar

In Edwardsville nahe der Großstadt St. Louis in Illinois zerstörte ein Tornado eine etwa hundert Meter lange Außenwand eines großen Verteilerzentrums des Onlinehändlers Amazon. Das Dach stürzte daraufhin ein. Rettungskräfte konnten mehrere Eingeschlossene aus dem Gebäude herausholen. Der Polizei zufolge ist aber unklar, wie viele Personen sich zum Zeitpunkt des Unglücks in dem Zentrum aufgehalten haben. Dutzende Rettungswagen waren vor Ort, Einsatzkräfte suchten in den Trümmern nach weiteren Eingeschlossenen.

Illinois' Gouverneur JB Pritzer erklärte, er bete für die Menschen von Edwardsville. Amazon-Sprecher Richard Rocha sagte, der Konzern prüfe die Situation. »Die Sicherheit und das Wohlergehen unserer Angestellten und Partner hat jetzt unsere höchste Priorität.«

Zwei Tote in Pflegeheim

Der Katastrophenschutz in Tennessee meldete zwei Todesopfer in Zusammenhang mit dem stürmischen Wetter. In Missouri starb mindestens ein Mensch. Auch andere Orte im Mittleren Westen der USA meldeten Zerstörungen durch Tornados. Die Sturmfront erstreckte sich vom Norden des Bundesstaates Louisiana bis zum Süden Ohios und bewegte sich nach Osten.

Einer der Tornados hat Meteorologen zufolge bereits 190 Meilen zurückgelegt, rund 305 Kilometer. Damit reicht er fast an den tödlichste Tornado in der Geschichte der USA heran: Im Jahr 1925 forderte der sogenannte Dreistaaten-Tornado bei seinem Durchzug durch Missouri, Illinois und Indiana 747 Todesopfer. Er legte 219 Meilen zurück - rund 352 Kilometer.

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Ein Tornado hat am späten Freitagabend im US-Bundesstaat Arkansas mindestens zwei Menschenleben gefordert. Die Windhose erfasste nach Medienberichten die Ortschaften Monette und Trumann und beschädigte eine Reihe von Gebäuden, darunter zwei Pflegeheime.

In dem Pflegeheim in Monette kamen zwei Menschen ums Leben, weitere fünf wurden verletzt. Helfer brachten 20 Personen aus dem Gebäude, das für 86 Bewohner ausgerichtet war. Das zweite Pflegeheim im rund 32 Kilometer entfernten Truman wurde stark zerstört. Hier wurde niemand verletzt, alle Bewohner wurden wegen akuter Einsturzgefahr aus dem Haus gebracht.

Hunderte Tote durch Tornados in den vergangenen zehn Jahren

Tornados sind in den USA keine Seltenheit. In den vergangenen zehn Jahren kamen dabei Hunderte Menschen ums Leben. Allein in der kurzen Zeitspanne zwischen dem 22. und 28. April 2011 wurde der Südosten der USA von etwa 300 Tornados heimgesucht. 354 Menschen starben, davon 250 in Alabama, wo Ortschaften wie Tuscaloosa fast gänzlich von der Landkarte getilgt wurden.

Betroffen waren aber auch Tennessee, Mississippi, Georgia, Arkansas und Virginia. Der dramatischste Tag war der 27. April - mit 314 Toten in fünf US-Bundesstaaten. Zuletzt hatten Tornados im April 2020 mehr als 30 Tote im Süden der USA gefordert.

ala/dpa/AP
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