Orkantief "Christian": Sturmschäden sorgen für Zugausfälle im Norden
Foto: Ingo Wagner/ dpaHamburg - Umgestürzte Bäume, Verkehrschaos und mehrere Tote: Orkantief "Christian" hinterlässt in Deutschland eine Schneise der Verwüstung. Vor allem im Norden der Republik sind die Folgen des Sturms auch am Tag danach noch deutlich zu spüren.
Bahnfahrer müssen wegen der Aufräumarbeiten mit Zugausfällen und Verspätungen rechnen. Im Fernverkehr bleibt die Strecke zwischen Hamburg und Kiel vorerst gesperrt, wie eine Sprecherin der Bahn mitteilte. Die Strecke der Nord-Ostsee-Bahn soll zwischen Hamburg und Niebüll bis zum Mittag nicht befahrbar sein. Hinweise zur aktuellen Lage gibt es auf der Internetseite der Bahn.
Zu Behinderungen dürfte es vor allem auch im Bahn-Nahverkehr kommen. In Schleswig-Holstein entfallen unter anderem die Züge zwischen Kiel und Flensburg sowie Neumünster und Flensburg. In Niedersachsen ist etwa die Strecke zwischen Bremen und Oldenburg betroffen. Wann die Züge wieder normal fahren, werde sich im Laufe des Vormittags entscheiden, sagte die Bahn-Sprecherin. Das Unternehmen will Ersatzbusse einsetzen. Auch bei der S-Bahn in Hamburg verkehren auf mehreren Linien keine Züge. Aktuelle Meldungen finden Sie auf der Internetseite des Hamburger Verkehrsverbunds HVV.
Laut NDR bleiben in Flensburg und im Kreis Nordfriesland am Dienstag die Schulen geschlossen. Auch an der Universität Flensburg fallen demnach heute die Kurse aus.
Der Fährverkehr auf die nordfriesischen Inseln ist momentan noch beeinträchtigt, die ostfriesischen Inseln sind bis zum Mittag gar nicht zu erreichen.
Auch in Teilen Nordrhein-Westfalens waren die Folgen des Sturms spürbar. Der Bahnverkehr rund um Münster war am Dienstagvormittag beeinträchtigt. Hier war ein Baum in die Oberleitungen zwischen Münster und Greven gestürzt. Bis zum Mittag wollte die Bahn ein Gleis wieder für den Zugverkehr freigeben.
Warnungen vor Sturmböen in Kiel, Flensburg und Nordfriesland
Insgesamt entspannte sich die Wetterlage in Norddeutschland jedoch. "Es ist zwar noch windig, aber einsatzmäßig ist nichts mehr vorhanden", sagte Lars Klevinghaus von der Polizei Friesland.
Dem Deutschen Wetterdienst (DWD) zufolge bewegte sich der Sturm in der Nacht in Richtung Schweden nach Nordosten weiter. "Wir haben Dienstag zunächst noch einen recht windigen Tag", sagte ein Sprecher. An den Küsten könnte es durchaus noch stürmische Böen oder Sturmböen geben, im Landesinneren seien noch Siebener-Böen möglich. Das bedeutet eine Windgeschwindigkeit von 50 bis 61 Stundenkilometer. In Kiel, Flensburg und Nordfriesland gilt weiterhin eine amtliche Warnung vor Sturmböen.
Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern blieben laut Polizei derweil von einer Sturmflut verschont. Auch Hamburg kam verhältnismäßig glimpflich davon. In St. Pauli stieg das Wasser der Elbe nur auf 1,50 Meter über dem mittleren Hochwasser.
Die Autobahn 2 wurde noch in der Nacht wieder freigegeben. In der Höhe von Helmstedt war der Verkehr komplett lahmgelegt worden, nachdem ein Baum auf eine Stromleitung gekippt war.
14 Tote in Europa
Der Herbstorkan "Christian" und das Tief "Burkhard" haben seit Sonntag mindestens sieben Todesopfer in Deutschland gefordert. In Großbritannien starben am Montag vier Menschen, in den Niederlanden, in Dänemark und Frankreich je einer.
Bäume knickten um, Züge standen still und der Flugverkehr war gestört. Mancherorts fegten die Sturmböen mit Rekord-Windgeschwindigkeiten von bis zu 191 Kilometern pro Stunde über das Land. Die Orkanböen erreichten teilweise die Stärke zwölf.
Auf dem Hamburger Flughafen saßen mindestens 1300 Menschen in bereits gelandeten Maschinen fest - das Aussteigen war angesichts der Windböen zu gefährlich.
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Zerstörerischer Herbstorkan: An vielen Orten riss "Christian" alles mit sich. In Greetsiel in Ostfriesland rissen die Windböen das Wahrzeichen des Ortes, eine der Zwillingswindmühlen, auseinander.
Von der Sturmflut verschont: In St. Pauli stieg das Wasser der Elbe nur auf 1,50 Meter über dem mittleren Hochwasser. Hier ist die überschwemmte Fischauktionshalle zu sehen. Auch Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern kamen glimpflich davon.
Umgestürzter Baum in Hamburg: Der Sturm zog in der Nacht in Richtung Nordosten weiter.
Flughafen Hamburg: Über tausend Passagiere saßen in den Flugzeugen fest.
S-Bahn in Hamburg: Umgestürzte Bäume behindern nach wie vor den Nahverkehr.
Bahnhof Hamburg-Altona: Viele Passagiere strandeten in den Bahnhöfen. Der gesamte Zugverkehr im Norden lag lahm.
Passanten in Hamburg begutachten Schäden durch Sturm "Christian": In dieser Straße begrub ein vom Orkan entwurzelter Baum mehrere Autos unter sich.
Das Lotsenversetzboot "Kapitän Jürs" kämpft sich bei heftigen Böen nahe Brunsbüttel durch die Elbe.
Mit Rekord-Windgeschwindigkeiten von mehr als 190 Kilometern pro Stunde ist Orkantief "Christian" über Deutschland hinweggefegt.
Auf dem Brocken im Harz erreichte der Wind Geschwindigkeiten von 162 Kilometern pro Stunde.
Ein Mann versucht am Rheinufer in Düsseldorf eine vom Wind umgestürzte Palme aufzurichten.
Ein Fahrzeug steht im niedersächsischen Stadthagen im Straßengraben. Für die nordfriesische Küste und das Elbegebiet im Norden gab das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie eine Sturmflutwarnung heraus. An den Küsten kam es zu zahlreichen Ausfällen im Fährverkehr. Bereits am Morgen war die Fährverbindung nach Helgoland abgeschnitten.
Mitarbeiter der Abfallbetriebe zersägen in Osnabrück einen Baumstamm.
Teile der Fassade eines Universitätsgebäudes in Göttingen sind auf darunter stehende Fahrzeuge gekracht.
Die Fassade soll sich bei einer Sturmböe gelöst haben.
Ein geknicktes Ortsschild zeigt vor stürmischem Wolkenhimmel in Menteroda die Richtung nach Windeberg an.
Dieser Hund läuft im Hafen von Timmendorf auf der Ostseeinsel Poel (Mecklenburg-Vorpommern) bei starkem Wind über einen Steg.
In weiten Teilen der Niederlande war der Verkehr behindert. Am Flughafen Schiphol wurden Dutzende Flüge gestrichen.
Der Zugverkehr rund um die niederländische Hauptstadt wurde wegen umgefallener Bäume zunächst stillgelegt.
Der Hafen von Boulogne in Nordfrankreich: Die ersten heftigen Herbststürme dieses Jahres sind über mehrere Länder Europas gezogen und haben mindestens sieben Menschen getötet. In Frankreich und Großbritannien gab es Stromausfälle.
Auch in Großbritannien, wie hier im Londoner Stadtteil Hounslow, gab es heftige Zerstörungen.