Neues Sturmtief Wo »Antonia« heute Nacht wütet – und was Deutschland erwartet

Anzeigetafel am Hauptbahnhof Oldenburg: In Niedersachsen kündigte das Bahn-Unternehmen Metronom bereits die komplette Einstellung des Verkehrs ab 21 Uhr an
Foto: Eibner/Fabian Steffens / imago images/EibnerAb Sonntagabend, 21 Uhr, legt der Wind deutlich zu und zieht in Verbindung mit einer Kaltfront von Nordwest nach Südost durchs Land: In der Nacht könne es in Teilen der Bundesländer Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Thüringen, Sachsen, Baden-Württemberg, Bayern und Mecklenburg-Vorpommern orkanartige Böen in Verbindung mit Schauern und einzelnen Gewittern geben, warnt der Deutsche Wetterdienst. Es müsse mit entwurzelten Bäumen, herabstürzenden Dachziegeln und örtlichen Blitzschäden gerechnet werden.
Zwischenzeitlich bestehe die Gefahr heftiger Stürme und orkanartiger Böen mit bis zu 115 km/h Windgeschwindigkeit. Der DWD kündigte für die Nacht besonders im Westen Orkanböen an. Auch an der Ostsee können orkanartige Böen bis in den Montagvormittag hinein anhalten. Über der Mitte sei die Gefahr von schweren Sturmböen allerdings nicht ganz so hoch.
Ein Update zum neuen Sturmereignis in der Nacht zum Montag im neuen Unwetterclip: https://t.co/LAXFHDkkJa
— DWD (@DWD_presse) February 20, 2022
Im Umfeld einer markanten, rasch ziehenden Kaltfront mit teils kräftigen Schauern und einzelnen Gewittern drohen häufiger schwere Sturmböen, teils auch orkanartige Böen!/V
Am Morgen erreicht die Kaltfront dann das Alpenvorland. Besonders in Südbayern seien orkanartige Böen nicht ausgeschlossen. Zum Mittag beruhige sich die Unwetterlage dann etwas. »Aber auch der Montag bleibt ein windiger, stürmischer Tag mit viel Regen«, so ein DWD-Meteorologe. Oberhalb von 400 bis 600 Metern falle Schnee. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 5 und 11 Grad, im Bergland bleibt es etwas kühler.
Gegen Abend werde der Wind dann spürbar ausgebremst, und ab Dienstag entspanne sich die Lage deutlich. »Der Wind wird die Woche aber weiter Thema bleiben«, erklärte der Meteorologe. »Allerdings wird das eine ganz andere Hausnummer als das, was wir in diesen Tagen erleben.«
Die beiden Winterstürme »Zeynep« und »Ylenia« hatten seit Donnerstag schwere Schäden angerichtet. Mehrere Menschen sind in Deutschland und anderen Ländern durch »Zeynep« ums Leben gekommen.
Versicherer gehen nach ersten Schätzungen von Kosten in Höhe von mehr als 1,4 Milliarden Euro aus. Allein »Zeynep« habe versicherte Schäden von über 900 Millionen Euro verursacht, teilte die auf Versicherungsmathematik spezialisierte Unternehmensberatung Meyerthole Siems Kohlruss mit – und womöglich werde es noch deutlich teurer. Der Sturm sei der intensivste seit »Kyrill« im Jahr 2007 gewesen.
Worauf Bahnfahrer sich einstellen müssen
Auch die Deutsche Bahn warnt bereits vor möglichen Auswirkungen von »Antonia«. In Niedersachsen kündigte das Bahn-Unternehmen Metronom bereits die komplette Einstellung des Verkehrs ab 21 Uhr auf den von ihm betriebenen Regionalverkehrslinien an. In Nordrhein-Westfalen stellte sie den Regionalverkehr vorübergehend ein.
⚠️Update - Wichtiger Reisehinweis: Bahnverkehr ist im Norden Deutschlands bis Montagnachmittag durch Unwetterschäden beeinträchtigt.
— Deutsche Bahn Personenverkehr (@DB_Bahn) February 20, 2022
❗️ Neue Unwetterwarnung: bundesweite Auswirkungen ab Sonntagabend möglich. Aktuelle Infos: https://t.co/rnaSSELCgU und https://t.co/j7vLplli3M.
Im Bahnverkehr in Deutschland hat es nach dem Sturmtief »Zeynep« am Sonntagnachmittag noch erhebliche Störungen gegeben. Wie die Deutsche Bahn mitteilte, verkehrten zunächst weiterhin keine Fernzüge zwischen Hamburg und Berlin, zwischen Köln und Norddeich Mole beziehungsweise Emden und auf weiteren Strecken nördlich von Berlin. Andere Strecken wurden dagegen wieder freigegeben.
Die Bahn erklärte, das Schadensausmaß sei noch deutlich größer als befürchtet. Allein mehr als tausend Kilometer Oberleitungen seien beschädigt worden. Trotz eines Großeinsatzes von Reparaturteams seien am Mittag weiterhin noch 874 Streckenkilometer von Schäden betroffen gewesen.
Viele Oberleitungen müssen komplett ersetzt werden
»Extrem betroffen ist unter anderem die Bahnstrecke zwischen Hannover und Hamburg – hier wurden reihenweise Bäume umgemäht und kilometerlange Schäden an den Oberleitungen verzeichnet«, hieß es. Viele Oberleitungsmasten müssten komplett ersetzt werden.
Auch im Regionalverkehr gab es am Sonntag noch viele Zugausfälle. Neben dem Personenverkehr gebe es auch für den Güterverkehr noch starke Einschränkungen, hieß es.
Eine sichere Prognose, wann die gesperrten Strecken wieder freigegeben würden, ist demnach noch nicht möglich. Erwartet wurden Beeinträchtigungen bis mindestens Montagnachmittag.
Wieder befahrbar war etwa die wichtige Verkehrsachse Berlin-Hannover-Köln. Auch weitere Strecken wurden wieder freigegeben. Die Bahn verwies aber auf auch dort noch mögliche Streichungen oder Verspätungen einzelner Züge sowie eine sehr hohe Auslastung mancher Verbindungen nach den Ausfällen der Vortage.
Für weitere Informationen verwies das Unternehmen auf seine Auskünfte im Internet sowie auf die kostenfreie Servicenummer 08000 99 66 33. Der Zeitraum für die Kulanzregelung, die eine kostenlose Stornierung oder flexible Nutzung bereits gekaufter Fahrkarten bis sieben Tage nach Ende der Störungen erlaubt, war bereits am Samstag auf normalerweise bis einschließlich Montag gültige Tickets verlängert worden.