Sturmwarnung Tief "Ewald" ist im Anmarsch
Hamburg - Ewald, so weiß es das "Lexikon der Vornamen", bedeutet so viel wie "der nach dem Gesetz Herrschende". Im Mittelalter war Ewald als Heiligenname große Mode, in Deutschland entdeckten ihn - sehr viel später allerdings - zunächst die trendbewussten Rheinländer und Westfalen. Doch schon seit längerem gehört Ewald nicht mehr zu den Vornamen, die sich bei deutschen Eltern großer Gunst erfreuen. Leon, Lukas und Tim haben ihm längst den Rang abgelaufen.
Heute ist Ewald wieder in vieler, wenngleich noch nicht in aller Munde. Bislang benutzen ihn vor allem Meteorologen, schließlich waren es Vertreter ihrer Zunft, die das Randtief, dessen Ausläufer gegen die Mittagszeit über Deutschland erwartet werden, Ewald genannt haben. Und jetzt wird vor Ewald gewarnt.
"Ewald" ist Teil eines umfangreichen Tiefdruckkomplexes über Nordeuropa, das von den Britischen Inseln über die Nordsee bis nach Norddeutschland zieht. Der Deutsche Wetterdienst warnt daher in zahlreichen Bundesländern vor Sturmböen und Windgeschwindigkeiten von mehr als 100 Stundenkilometern.
Vom Vormittag bis in den Abend hinein müsse mit umstürzenden Bäumen und herabfallenden Ästen gerechnet werden, sagte Diplom-Meteorologe Stefan Külzer SPIEGEL ONLINE. Auch von herabfallenden Dachziegeln und umherfliegenden anderen Gegenständen gehen die Meteorologen aus. "Es wird aber sicherlich nicht so schlimm wie vor vier Monaten bei ,Kyrill'", so Külzer.
Orkan "Kyrill" war Mitte Januar mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 202 Kilometer pro Stunde über Deutschland gerast. Der Orkan hatte allein in Deutschland elf Menschen das Leben gekostet, Milliardenschäden angerichtet und zu einem Verkehrschaos geführt. Doch "Ewald" soll zurückhaltender bleiben.
Heute Vormittag werden der Vorhersage zufolge Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, das Saarland und Hessen betroffen sein. Gegen Mittag kommen dann Sachsen-Anhalt, Nordbayern, Sachsen und Thüringen hinzu. Vor allem in den Mittelgebirgen oberhalb von etwa 400 Metern müsse mit Orkanböen mit 110 Stundenkilometern gerechnet werden, in den Niederungen sind Sturmgeschwindigkeiten von 100 Stundenkilometern möglich, teilte der Wetterdienst mit. Am späteren Abend und im Laufe der Nacht lässt der Sturm der Vorhersage zufolge von Westen her nach.
Heute bleibt es im Norden Deutschlands trüb und nass. Erst im Laufe des Nachmittags lässt der Regen nach. Auflockerungen und sonnige Abschnitte bleiben jedoch die Ausnahme. Auf Regenschauer muss man auch im Süden des Landes gefasst sein, doch kommt hier zumindest zeitweise die Sonne zum Vorschein.
Der West- bis Südwestwind frischt im Tagesverlauf kräftig bis stürmisch auf, selbst in tiefen Lagen können schwere Sturmböen auftreten. Die Tageshöchstwerte liegen im Norden bei 12 bis 16 Grad, im Süden werden 17 bis 22 Grad erreicht, teilte der Wetterdienst meteomedia mit.
Morgen bleibt es wechselhaft mit teils kräftigen Regenschauern und ein paar Gewittern. Etwas freundlicher verläuft der Tag im Süden, hier zeigt sich häufiger die Sonne. Lebhafter Südwestwind und maximal 16 bis 23 Grad.
Am Sonntag überwiegt anfangs meist der freundliche Wettercharakter. Im Tagesverlauf steigt von Südwesten her das Schauer- und Gewitterrisiko. Die Höchstwerte liegen zwischen 19 und 26 Grad.
jdl/AP/dpa