Südsudan Journalisten nach Urin-Video des Präsidenten festgenommen

Südsudanesischer Präsident Salva Kiir
Foto: Brian Inganga / APIm Südsudan sind offenbar sechs Journalisten verhaftet worden, weil sie im Dezember ein Video veröffentlicht haben sollen, auf dem der frühere Warlord und heutige Staatspräsident Salva Kiir augenscheinlich in seine eigene Hose uriniert, während die südsudanische Nationalhymne gespielt wird.
Wie die US-Organisation Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) unter Berufung auf Nahestehende berichtet, wurden die sechs Mitarbeiter des staatlichen südsudanesischen Fernsehsenders SSBC bereits am Dienstag festgenommen. Der zuständige Journalistenverband bestätigte die Verhaftungen.
SSBC selbst hatte das Video offenbar nicht ausgestrahlt. Im Internet indes ging der Clip viral und löste eine Debatte aus, ob solche Szenen gezeigt werden sollten.
The president of #SouthSudan, Salva Kiir Mayardit, peed himself in public while opening a road project. pic.twitter.com/qDCmkhYBUm
— NEXTA (@nexta_tv) December 15, 2022
Kiir regiert den Südsudan seit dessen Unabhängigkeit 2011 mit harter Hand. Bislang wurde in dem Land noch keine einzige nationale Wahl abgehalten; für 2024 ist eine Abstimmung angesetzt. Beobachter werfen Kiirs Regierung unter anderem Übergriffe gegen die Opposition und Korruption vor.
Das Komitee zum Schutz von Journalisten forderte, die Behörden sollten »diese sechs SSBC-Mitarbeiter bedingungslos freilassen und sicherstellen, dass sie ohne weitere Einschüchterung oder Androhung von Verhaftung arbeiten können.« Laut CPJ werden die Verhafteten im Hauptquartier des nationalen Sicherheitsdienstes festgehalten.
Man habe den südsudanesischen Informationsminister Michael Makuei bereits um einen Kommentar gebeten, aber noch keine Antwort erhalten, schrieb die Organisation. Dem Sender Voice of America sagte Makuei, man werde den Grund für die Festnahme der Medienmitarbeiter später bekannt geben.
Laut »Reporter ohne Grenzen« kommt es im Südsudan immer wieder zu Drohungen und Übergriffen, Anklagen und Einschüchterungsversuchen gegen unabhängige Journalisten, besonders von staatlichen Sicherheitskräften.
Viele Journalisten hätten vor der Gewalt fliehen, viele Redaktionen den Betrieb einstellen müssen. »Ganze Zeitungsauflagen wurden konfisziert; Drohungen, Zensur und Selbstzensur grassieren«, schreibt Reporter ohne Grenzen.