Bei einem Angriff in Syrien sterben 42 Menschen. Die USA geben zu, ein bisschen schuld zu sein

Dieser Beitrag wurde am 17.03.2017 auf bento.de veröffentlicht.
Der Luftangriff erfolgte am Donnerstagabend auf eine Moschee nahe Aleppo. Das teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit (SOHR, auf Arabisch). Nach Angaben der Organisation kamen dabei mindestens 42 Menschen ums Leben – bei den meisten Opfern soll es sich um Zivilisten handeln. Zudem sollen mehr als hundert Menschen verletzt sein.
Helfer vermuten noch viele Opfer unter den Trümmern der Moschee. Etwa 300 Menschen sollen sich kurz vor dem Angriff zum Abendgebet in der Moschee eingefunden haben. Die Beobachtungsstelle stützt ihre Berichte auf ein Netzwerk in Syrien und versucht Kriegsverbrechen aller Seiten zu dokumentieren.
Zunächst blieb unklar, wer für den Angriff verantwortlich ist: In Syrien kämpfen viele Länder. Kampfjets der syrischen und russischen Luftwaffe fliegen regelmäßig Angriffe auf Rebellengebiete. Aber auch Flieger der US-geführten Koalition gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" bombardiert die Region.
Der syrische Bürgerkrieg
Der Bürgerkrieg in Syrien begann im März 2011 mit friedlichen Protesten gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad. Dieser schlug die Aufstände brutal nieder, Tausende wurden in Foltergefängnisse gesperrt. Rebellen riefen zum Kampf gegen Assad auf. Im Chaos etablierten sich bald islamistische Milizen, darunter der "Islamische Staat" (IS), der für einige Jahre große Teile Syriens eroberte.
Ab Ende 2014 flog ein internationales Bündnis der USA Luftangriffe gegen den IS; Russland, der Iran und die libanesische Hisbollah-Miliz unterstützen Assads Armee. Fünf Jahre später ist der IS nahezu besiegt, gemäßigte Rebellen gibt es keine mehr. Assad hat sein Land wieder unter Kontrolle.
Mehr als eine halbe Million Menschen starben, knapp die Hälfte der Bevölkerung ist auf der Flucht. Mehr zu Syrien auf bento.
Später gab die USA den Luftschlag zu – ein bisschen zumindest.
Ein Sprecher des US-Zentralkommandos sagte zunächst, man habe keine Moschee angegriffen. Lediglich "das Gebäude, auf das wir gezielt haben ist etwa 15 Meter von einer Moschee entfernt, die noch steht", so der Sprecher.
Der "präzise Angriff" habe demnach einem Treffen von Mitgliedern des islamistischen Netzwerkes Al-Qaida gegolten. (Al-Monitor)
Aktivisten vor Ort sagen hingegen, in der Moschee waren nur Zivilisten. Wenig später gab der Sprecher in seinem Statement zu, dass der genaue Ort des Angriffes doch unklar sei – aber dass es sich wohl um denselben Angriff handele, der die Moschee getroffen hat. "Zivile Schäden" werde man untersuchen.
Warum ist das wichtig?
In Syrien tobt seit sechs Jahren ein schrecklicher Krieg (bento), viele internationale Mächte mischen mit. Um die Region zu beruhigen, müssen die syrischen Rebellengruppen und die syrische Regierung wieder zusammenfinden. Gleichzeitig dürfen sich islamistische Milizen nicht weiter ausbreiten.
Der Terrorexperte Charles Lister warnt nun davor, dass gemäßigte Rebellen durch solche Angriffe ihr Vertrauen in die internationale Gemeinschaft verlieren:
Die Rebllen würden die USA dann mit dem syrischen Regime und Russland gleichsetzen. Das Assad-Regime und Russland haben bereits Tausende Zivilisten bei ihren Angriffen getötet (bento).