Terror in London Dutzende Tote und Verletzte
London - Allein im Royal London Hospital wurden inzwischen mehr als 180 Verletzte eingeliefert, sagte einer Sprecher des Krankenhauses der BBC. Mehr als hundert wurden nach kurzer Zeit wieder entlassen. Acht Patienten sind in kritischem Zustand. Der Nachrichtensender CNN meldet, in King's Cross seien zehn Menschen getötet worden. Die Polizei bestätigte zudem, dass es zwei Todesopfer und mindestens neun Verletzte in der U-Bahn-Station Aldgate East gegeben habe. Den Angaben zufolge haben sich mindestens sieben Explosionen in der Stadt ereignet. Ermittler haben Hinweise auf Sprengstoff entdeckt. Die Situation sei aber unter Kontrolle, sagte der Londoner Polizeichef.

Londons Straßen: Blut und Schrecken in den Gesichtern
Ein Zug befinde sich im Tunnel bei der U-Bahn-Station King's Cross, teilte Scotland Yard mit. Die Zahl der Toten könne noch deutlich steigen, da die möglichen Opfer der Explosion bei der U-Bahnstation Edgeware Road noch nicht erfasst seien.
Inzwischen rücken nach Informationen des Nachrichtensenders "Sky News" Einheiten der britischen Streitkräfte in London ein. Sie sollen an zentralen Plätzen der Stadt für Ordnung und Sicherheit sorgen, meldet der Sender. Der U-Bahn-Verkehr wird den ganzen Tag über still stehen, im Stadtzentrum dürfen keine Busse fahren.
Nach Angaben eines U-Bahn-Sprechers ereignete sich der erste Zwischenfall um 8.49 Uhr auf der Metropolitan-Linie zwischen den Stationen Liverpool Street und Aldgate. Fernsehbilder zeigten Verletzte, die vor der U-Bahnstation Aldgate auf dem Boden liegen und von Notärzten versorgt werden. In einer Eilmeldung der Nachrichtenagentur Reuters hieß es, die Menschen seien blutüberströmt aus dem Bahnhof gelaufen.
Ein Bankangestellter, der sich auf dem Weg nach Kensington befand, sagte in einem Bericht des Nachrichtensenders n-tv: "Es gab eine heftige Explosion. Das Licht ging aus, der Waggon war voller Rauch, die Leute schrieen und weinten. Überall lag zersplittertes Glas." Zum Glück seien nicht viele Kinder an Bord des Zuges gewesen. Die Insassen hätten sich in vorbildlicher Weise gegenseitig geholfen, so der Mann.
Ein Augenzeuge sagte der BBC: "Ich sah Menschen auf dem Boden liegen, schwarz von Rauch." Mindestens 90 Menschen sollen allein hier verletzt worden sein. Ein Polizist, der nicht namentlich genannt werden wollte, sagte zu Dow Jones Newswires, in der U-Bahnstation Liverpool Street habe es Todesfälle gegeben. Auch Reuters berichtet unter Berufung auf Quellen aus der Verkehrsgesellschaft Metronet von Todesopfern.
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Wie die Polizei berichtet, ist zudem am Tavistock Square im Zentrum der Stadt ein Doppeldeckerbus explodiert. Die gesamte obere Hälfte des Fahrzeugs soll zerstört worden sein. Der Bereich in der Nähe des Russell Square wurde abgesperrt. Ein Augenzeuge sagte, er habe "einen unglaublichen Knall" gehört, "der halbe Bus ist in die Luft geflogen". Es soll mindestens ein Todesopfer gegeben haben. "Ich saß im Bus. Dann drehte ich mich um, und die Sitze hinter mir waren verschwunden", berichtet eine weitere Augenzeugin. Insgesamt sind Sprengsätze in drei verschiedenen Bussen explodiert. Einen der Sprengsätze habe ein Selbstmordattentäter gezündet, berichtet "Sky News". Die Polizei bestätigte dies bislang aber nicht.
Der innenpolitische Sprecher der oppositionellen Konservativen, Alan Duncan, sagte, es sei nun klar, dass es um Terroranschläge gehe: "Dies ist der ultimative Albtraum." Auch Scotland Yard teilte mit, die Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund verdichteten sich.
Dutzende Krankenwagen sind im Einsatz. Rettungskräfte bauen Behandlungszelte auf den Straßen auf. SPIEGEL-ONLINE-Leser Florian Bohl schreibt aus London: "Absoluter Wahnsinn. Die ganze City von Liverpool Street bis King's Cross ist ein Riesenchaos." Er habe verletzte Polizisten und Passagiere auf der Straße gesehen.
Das Londoner U-Bahn-Streckennetz ist 400 Kilometer lang. Auf sieben Linien liegen 280 Stationen. In der Hauptverkehrszeit fahren die Züge in Abständen von teilweise nur 90 Sekunden.