Terroranschlag in Madrid Spanische Polizei ignorierte Sprengstoffhinweis

Die spanische Polizei sieht sich im Zusammenhang mit den verheerenden Anschlägen von Madrid schweren Vorwürfen ausgesetzt. Die Beamten sollen einen wichtigen Hinweis ignoriert haben. Möglicherweise wäre das eine Chance gewesen, das Attentat zu verhindern.

Madrid - Ein Informant habe der Polizei schon Anfang 2003 einen Tipp gegeben. Ein Mann namens "Emilio" habe in der nördlichen Provinz Asturien rund 150 Kilogramm des Sprengstoffes Goma 2 Eco verkaufen wollen, sagte Felix Hernando Martin, Oberst der Zivilgarde, heute vor dem Untersuchungsausschuss zu den Anschlägen. Diese Art von Sprengstoff wurde am 11. März eingesetzt, als mehrere Bomben in Madrider Vorortzügen explodierten und 190 Menschen in den Tod rissen. Mehr als 2000 wurden verletzt.

Der Anbieter habe den Sprengstoff in einer Mine gestohlen, wo er früher gearbeitet habe, hieß es. Emilio Suarez Trashorras wurde später unter dem Verdacht festgenommen, das Material an die mutmaßlichen islamistischen Attentäter geliefert zu haben.

Der Informant, Rafael Zouhier, hat den Angaben zufolge erneut am 16. März - fünf Tage nach den Anschlägen - Kontakt zur Polizei aufgenommen, als er einige der Verdächtigen im Fernsehen wieder erkannte. Die Fahnder nahmen Zouhier später wegen des Verdachts auf Zusammenarbeit mit einer bewaffneten Gruppe fest.

Die Polizei habe ihre Ermittlungen damals eingestellt, weil es keine Verbindungen zwischen dem Dynamit und möglichen Terroranschlägen gegeben habe, sagte der Polizeioffizier. In Spanien gebe es einen großen Schwarzmarkt für Sprengstoff, der meist für Fischfang oder die illegale Erschließung von Bauland eingesetzt werde. Der parlamentarische Untersuchungsausschuss hat seine Arbeit am 6. Juli aufgenommen. Dort soll geklärt werden, wie die Sicherheitskräfte und die konservative Regierung mit der Krise umgegangen sind.

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