Hurrikan "Harvey" Die Wucht nimmt ab, die Gefahr bleibt

Hurrikan "Harvey": Die Wucht nimmt ab, die Gefahr bleibt
Foto: MARK RALSTON/ AFPHurrikan "Harvey" hat die Menschen im US-Bundesstaat Texas seine ganze Wucht spüren lassen. Windböen mit mehr als 200 km/h peitschten übers Land, Starkregen ließ die Überschwemmungsgefahr steigen, Hunderttausende Menschen waren auf der Flucht, etliche Haushalte ohne Strom. Im Laufe des Samstags verlor "Harvey" an Kraft. Die Gefahr war damit aber nicht gebannt: Vielerorts drohen nun tagelanger Starkregen und Überschwemmungen.
Das Nationale Hurrikanzentrum der USA (NHC) stufte "Harvey" zwar vom Hurrikan zum normalen Tropensturm herunter. Es warnte zugleich aber vor "dramatischen und lebensbedrohlichen Überschwemmungen". Die Lage sei "extrem ernst". Der Sturm bewege sich kaum noch weiter und werde in den kommenden Tagen große Mengen Regen aufs Land fallen lassen - an manchen Orten bis zu vier Meter.
Auch für den benachbarten Bundesstaat Louisiana wurde heftiger Sturmregen durch "Harvey" erwartet. Sorgen gibt es vor allem in New Orleans, dem Zentrum der "Katrina"-Katastrophe vor zwölf Jahren. Der Bürgermeister der Großstadt, Mitch Landrieu, erklärte, Rettungsfahrzeuge und Boote stünden bereit. Evakuierungen waren in New Orleans zunächst nicht vorgesehen.

Im stark getroffenen Küstenort Rockport und in Harris County gibt es inzwischen erste Todesopfer. Laut dem Bürgermeister von Rockwell, Charles J. Wax, sollen dort 12 bis 14 Menschen verletzt worden sein. Wegen der Überschwemmungsgefahr sind die Bürger weiter zu höchster Wachsamkeit aufgerufen. "Es gibt hier weitreichende Zerstörungen", sagte Wax dem Sender MSNBC. "Wir haben Geschäfte und Häuser, die komplett zerstört wurden." In Rockport und der angrenzenden Großstadt Corpus Christi waren 190.000 Haushalte ohne Strom, in der Metropole Houston waren es 62.000.
In Harris County kam eine Frau ums Leben, als sie aus ihrem Auto auf die überflutete Straße stieg. Wie der Sprecher des Notfallzentrums von Houston mitteilte, wurde sie von Nachbarn rund 30 Meter entfernt von ihrem Wagen tot aufgefunden.
Wiederaufbau wird Jahre dauern
Texas dürfte noch lange an den Folgen des Sturms leiden. "Der Wiederaufbau nach dieser Katastrophe wird Jahre dauern", sagte der Leiter der US-Katastrophenschutzbehörde Fema, Brock Long, MSNBC. "Für den Staat Texas wird das ein beispiellos langer und frustrierender Abschnitt."
Präsident Donald Trump schrieb über Twitter, "nichts" werde dem Zufall überlassen. Die lokalen Behörden und die Bundesregierung arbeiteten "großartig" zusammen, twitterte Trump nach einem Treffen mit seinem Kabinett. Bereits am Freitag hatte er auf Ersuchen von Gouverneur Abbott den Katastrophenfall für Texas ausgerufen. Damit können Bundesmittel zur Behebung der Sturmschäden freigegeben werden.
Trumps Sprecherin Sarah Huckabee Sanders kündigte zudem an, der Präsident werde Anfang kommender Woche nach Texas reisen. Nach dem verheerenden Hurrikan "Katrina", bei dem im Jahr 2005 mehr als 1800 Menschen ums Leben gekommen waren, war der damalige Präsident George W. Bush für sein Katastrophenmanagement heftig in die Kritik geraten. Dieser hatte das betroffene Gebiet im Bundesstaat Louisiana vom Flugzeug aus besichtigt, aber nicht betreten.
"Harvey" war der stärkste Hurrikan seit mehr als zehn Jahren, der aufs Festland der USA traf. Das Hurrikanzentrum hatte den Wirbelsturm am Freitag auf die hochgefährliche Kategorie vier von insgesamt fünf heraufgestuft.