Sie sitzt länger auf dem Thron als jeder andere britische Monarch vor ihr. Vierzehn Premierministerinnen und Premierminister hat sie kommen und gehen sehen. Bisher saß nur der französische Sonnenkönig Ludwig XIV. länger auf dem Thron als Elizabeth II. Sie ist die wohl bekannteste Frau der Welt, doch es gibt Dinge in ihrem Leben, die nicht alle kennen.
Patricia Dreyer, DER SPIEGEL
»Das ist das Faszinierende an dieser Frau: Wie gestaltet sich so ein Leben, wenn man in so einem hermetisch abgeschlossenen goldenen Käfig groß wird. Und ansonsten wissen wir halt wenig von ihr, obwohl sie so omnipräsent ist, gerade jetzt im Jubiläumsjahr. Deswegen ist es so etwas Besonderes, diese Frau zu sehen, die repräsentiert, aber schweigt. Und ich glaube, das ist das Alleinstellungsmerkmal von Elisabeth II.«
Detail 1: Kosenamen
Ihr familieninterner Spitzname »Lilibet« ist spätestens seit der Geburt von Prinz Harrys Tochter weltweit bekannt. Nicht so nett dagegen sind die Spitznamen ihres verstorbenen Gatten Prinz Phillip: Er nannte seine Frau »Cabbage«, was übersetzt so viel wie »Kohlkopf« heißt oder auch »Sausage«, was »Würstchen« bedeutet. Laut dem früheren Privatsekretär der Queen war Philip der einzige Mensch auf Erden, der mit der Majestät so reden durfte, wie er wollte. Wie sehr sie das schätzte, betont die Queen in der obligatorischen Weihnachtsansprache, 8 Monate nach Philips Tod.
Queen Elisabeth II
»Obwohl es für viele eine Zeit des Glücks und der guten Laune ist, kann Weihnachten für diejenigen, die einen geliebten Menschen verloren haben, schwer sein. Besonders in diesem Jahr verstehe ich, warum. Aber für mich habe ich in den Monaten seit dem Tod meines geliebten Philip viel Trost aus der Wärme und Zuneigung der vielen Würdigungen seines Lebens und seiner Arbeit aus dem ganzen Land, dem Commonwealth und der Welt gezogen.«
Patricia Dreyer, DER SPIEGEL
»Das ist in der Tat richtig, dass Philip sicher einer der ganz wenigen war, die mit ihr wirklich auf der berühmten Augenhöhe sprechen konnten. Ich glaube auf der anderen Seite aber nicht, dass diese Queen in ihrer näheren Umgebung Leute duldet, die einfach immer nur weichgespülten Kram erzählen.«
Detail 2: Handtasche
Auf zwei Dinge setzt Queen Elizabeth immer: auf ihre Pumps mit Blockabsatz und auf klassische Handtaschen der britischen Marke Launer. Doch was ist drin im royalen Accessoire? 2012 verrät ein Palastinsider, die Queen habe immer einen Handspiegel, Hundekekse, Lippenstift, etwas Bargeld, dazu eine Lesebrille und Minzbonbons dabei.
Darüber hinaus erfüllt die Handtasche angeblich noch eine weitere wichtige Aufgabe. Sie diene auch zur nonverbalen Kommunikation der Monarchin mit ihren Angestellten: Hängt die Tasche über ihrem linken, gebeugten Arm, ist alles wunderbar. Schiebt sie sie während eines Gesprächs auf den rechten Arm, bedeute dies, dass sie gehen möchte. Steht die Tasche gar auf dem Boden, wolle sie erlöst werden, so heißt es.
Auch ihrer Hutmode wird mitunter eine Symbolkraft zugeschrieben. So bezeichnete man ihren Hut in den Europafarben während einer Rede im britischen Parlament als »Anti-Brexit-Hut«.
Patricia Dreyer, DER SPIEGEL
»Es ist schon sehr kühn, dieser Queen, die jahrzehntelang jede Entscheidung ihrer jeweiligen Regierung mit vertreten hat und auch repräsentiert hat, von ihr anzunehmen, sie würde in einer so hochsensiblen und brisanten Frage öffentlich Stellung beziehen gegen ihre jeweilige Regierung. Ich glaube nicht, dass die Queen sich jemals gegen ihre Regierung positionieren würde, denn es ist ja so, dass das nicht einfach nur mal ein kleiner Wink ist: Hallo, Europa, ich habe euch immer noch lieb, sondern alles, was die Queen macht, gerade weil sie so wenig macht, ist halt hochpolitisch. Es wäre ein hochpolitisches Signal gewesen. So ist sie nicht gestrickt.«
Detail 3: Emotionen
Gefühle gehören nicht in die Öffentlichkeit – so lautet das Motto der Queen. Dafür wurde sie nach dem Unfalltod von Lady Di stark kritisiert. Während die ganze Welt mit den jungen Prinzen trauerte, äußerte sich die Queen erst Tage nach Dianas Tod.
Die einzigen öffentlichen Tränen vergoss sie 1997, als ihre königliche Jacht, die »Britannia«, ausgemustert wurde. 44 Jahre lang stand die »Britannia« im Dienst ihrer Majestät. Mehr als 700 Reisen hatte die Königsfamilie mit ihr absolviert.
Patricia Dreyer, DER SPIEGEL
»Die Britannia war für sie ein geschützter Raum und sie konnte dort wirklich mal Elizabeth, die Frau sein. Die Britannia steht für sie für Freiheit, für Privatheit und das ist so ziemlich das Kostbarste, was sie kennt.«
Detail 4: Tierliebe
Die Queen liebt Tiere. Das hat auch der ein oder andere Staatsgast zu spüren bekommen – 1982 macht sie beispielsweise einen Ausritt mit US-Präsident Ronald Reagan auf dem Schlossgelände von Windsor. Vor allem aber liebt die Königin von England ihre Corgis. Doch als »Everybody's Darlings« erweisen sich die kleinen Wachhunde nicht immer. Etliche Gäste, Dienstboten und Familienmitglieder machten mit den Hunden schon unschöne Bekanntschaft. Auch Elizabeth selbst wurde schon mehrfach in die Hand gebissen. Einmal musste die Wunde mit drei Stichen genäht werden.
Detail 5: Contenance
Elizabeth ist stets um Contenance und Professionalität in der Öffentlichkeit bemüht – wie hier beim Besuch von Donald Trump 2018. Als der sich mal eben an der Queen vorbeidrängelte, bleibt die Monarchin gelassen.
Patricia Dreyer, DER SPIEGEL
»Die Frau kann nach 70 Jahren in dem Job nichts mehr erschüttern. Sie hat ja in ihrer langen, langen Zeit auf dem Thron Staatsgäste empfangen, die halt nicht immer so genehm waren. Aber wenn es darum geht, dass die Regierung Beziehungen zu anderen Ländern verbessern, dann ist die Queen einfach eine der wichtigsten Waffen, die man im Arsenal hat. Es ist halt etwas Außergewöhnliches, ob man als Staatsgast von irgendeinem Politiker empfangen wird, der vielleicht schon im nächsten Jahr wieder abgewählt ist. Oder ob es wirklich die Repräsentantin ist von einer so langen Tradition wie der britische Monarchie.«
Die Feierlichkeiten zu ihrem 70. Thronjubiläum werden mehrere Tage dauern. In diesem Sinne – God save the Queen.