SPIEGEL TV Magazin

Tierquälerei in Thailand Babyelefanten am Salatbuffet

In thailändischen Discoshows und Resorts werden Elefanten gequält - als Touristenattraktion. Die Tiere sind rar, jetzt werden sie sogar aus dem Militärstaat Burma herangeschmuggelt. Der renommierte Aktivist Karl Ammann dokumentierte für SPIEGEL TV mit drastischen Bildern, wie das schmutzige Geschäft funktioniert.

Immer wieder riskiert er sein Leben. Setzt der Holzmafia im Regenwald Kameruns nach, spürt kongolesische Gorillamörder auf, dokumentiert das Massaker an den letzten Waldelefanten der Zentralafrikanischen Republik.

Um das Sterben der Arten aufzuzeigen, schont sich der Schweizer Naturfotograf Karl Ammann selten. Der 61-Jährige ist dafür mit Preisen überhäuft worden, das Magazin "Time" ernannte ihn im Jahr 2007 zum "Helden der Umwelt". Er hat sich auch Ärger eingehandelt, natürlich: Morddrohungen, Beschimpfungen, Handgreiflichkeiten.

Immer wieder haben SPIEGEL TV und SPIEGEL ONLINE den Einsatz des Artenretters mit der Kamera begleitet - im Dschungel Borneos etwa, wo die Orang-Utans gemetzelt werden, oder an der burmesisch-chinesischen Grenze, wo der illegale Handel mit vom Aussterben bedrohten Tierarten boomt. Jetzt war Ammann wieder im Einsatz, der Bericht ist am Sonntagabend (22.20 Uhr) im SPIEGEL TV Magazin auf RTL zu sehen.

"Es war diesmal eine ziemlich heikle Angelegenheit", sagt Ammann. "In Thailand wurde ich von wütenden Elefantenführern angegriffen, in Burma mussten wir die Spitzel des Militärregimes überlisten."

Ammanns Einsatz gilt nun den asiatischen Elefanten. Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit vollzieht sich in Südostasien eine Tragödie: Rund einhunderttausend Elefanten gab es vor rund einhundert Jahren noch in den thailändischen Wäldern, heute sind es nur noch drei- bis viertausend. Rund die Hälfte der Tiere lebt in Nationalparks, die andere Hälfte vegetiert zum Plaisier aufgekratzter Touristen dahin, in ohrenbetäubend lauten Shows oder als Betteltiere in der Großstadt.

"Elefanten direkt neben dem Buffet mit Kartoffelsalat"

"Die Bedingungen sind dermaßen erbärmlich, dass sich die Tiere kaum noch vermehren", sagt Amman. "Wenn es so weitergeht, sind sie in etwa vierzehn Jahren in Thailand ausgestorben."

Ammann ist durch die Straßen Bangkoks gezogen und hat das Gespräch mit den Mahouts gesucht, die ihre Elefanten durch die Rotlichtviertel der Stadt scheuchen. Vergebens. Mitten auf der vielbefahrenen Sukhumvit-Road wurde er von wütenden Elefantentreibern mit Stöcken angegriffen. Die SPIEGEL-TV-Kamera lief mit.

Das Überleben in diesem Moloch, der irrtümlicherweise "Stadt der Engel" genannt wird, ist hart. Die Mahouts sind auf jeden von Touristen gespendeten Bath angewiesen.

Längst sind die Elefanten zur reinen Geldquelle degradiert worden. Wo sie auftauchen, wärmen sie den Fremden das Herz und öffnen ihre Portemonnaies. Kaum ein Urlaubsresort ist ohne die grauen Riesen noch denkbar.

"Manchmal stehen Babyelefanten sogar direkt neben dem Buffet mit Kartoffelsalat und Baked Beans", sagt Ammann. "Dabei gehören diese Tiere in die Wildnis."

Weil Thailands Elefanten sterben, das Geschäft mit dem Tourismus aber trotz aller politischen Wirrnisse im Land immer noch brummt, steigt die Nachfrage. Laut Recherchen von Ammann sind allein in den vergangenen zehn Jahren mindestens 250 Elefanten aus dem benachbarten Burma nach Thailand geschmuggelt worden.

"120 bis 140 Euro für einen Babyelefanten"

Um dem Treiben der Elefantenmafia auf den Grund zu gehen, hat der Schweizer jetzt einen thailändischen Vertrauensmann mit versteckter Kamera auf den Weg ins Grenzgebiet geschickt. Er gab sich als potentieller Aufkäufer aus dem Tourismusgewerbe aus, und er hat Erstaunliches zu Tage gefördert.

Verblüffend ist etwa, wie freimütig seine Gesprächspartner Auskunft über den illegalen Handel geben. "120 bis 140 Euro wollte ein Schieber für einen etwa zwei- bis dreijährigen Babyelefanten haben", sagt Ammann. "Geliefert werden die Tiere mit einem Kleinlaster." Der Mann gab an, alles beschaffen zu können: vom Kleintier bis zum ausgewachsenen Bullen.

Die meisten Tiere stammen aus dem Gebiet der Karen, einem burmesischen Bergvolk, das seit Jahrhunderten auf das Führen von Elefanten spezialisiert ist. Lieferschwierigkeiten haben diese von der Junta mit gnadenloser Härte verfolgten Bergvölker noch nicht. Schätzungsweise zehntausend Elefanten sollen sich noch in dem bitterarmen Land befinden.

Um die Lage in Burma zu erkunden, hat sich Ammann mit seiner Kamera tief in den burmesischen Regenwald gewagt. Immer auf der Hut, um bei seinen Recherchen nicht von der Polizei des paranoiden Militärregimes erwischt zu werden.

Nordwestlich der ehemaligen Hauptstadt Rangun werden noch viele Elefanten im Holzschlag eingesetzt. Sie zerren kostbares Tropenholz, das kein Bagger erreichen kann, aus dem Dickicht.

"Sie vernichten ihren eigenen Lebensraum"

Für seine Aufnahmen ist Ammann stundenlang durch die Wälder marschiert oder auf Lastelefanten geritten. Er hat bei den Mahouts übernachtet und erfahren, dass es den burmesischen Timber-Elephants noch vergleichsweise gut geht. "Ein Drittel des Tages arbeiten sie, zwei Drittel haben sie Auslauf im Wald", sagt Ammann. "Während der Trockenzeit, wenn die Sonne hier erbarmungslos brennt, werden sie geschont."

Dabei sei das Gewerbe eine perfide Angelegenheit: "Bei Holzabbau geht es den Elefanten zwar ganz gut, aber sie vernichten ihren eigenen Lebensraum." Mittlerweile ist auch der burmesische Regenwald weitgehend gelichtet. Lange wird sich das Abholzen nicht mehr zu lohnen. Schon werden statt mächtiger Stämme dürre Bäumchen aus dem Wald gezerrt. Im kommenden Jahr soll deshalb angeblich Schluss sein mit der Abholzung in Burma.

Was gut ist für den Wald, kann für Burmas Elefanten die Hölle bedeuten. Rund 5000 Arbeitselefanten würden fast auf einen Schlag arbeitslos. Nicht mehr benötigt. Unnütz. Wohin ihr Weg führen könnte, hat Amman eindrucksvoll nachgewiesen: erst über die poröse thailändische Grenze und dann in die Touristenshows, wo sie in der Mittagshitze zu Discomusik tanzen müssen.

Mehr über die Tierquälerei in Thailand an diesem Sonntag im SPIEGEL TV Magazin von 22.20 bis 23.10 Uhr, RTL.

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