Mehr als 70 Tornado-Todesopfer allein in Kentucky Gouverneur nennt zerstörte Ortschaft »Ground Zero«

US-Präsident Biden sagt betroffenen Bundesstaaten die Unterstützung der Bundesregierung zu. In einer Kerzenfabrik hielten sich zum Zeitpunkt des Tornados 110 Menschen auf – sie wurde komplett zerstört.
Trümmer der Kerzenfabrik in Mayfield (Kentucky): 40 Menschen konnten gerettet werden

Trümmer der Kerzenfabrik in Mayfield (Kentucky): 40 Menschen konnten gerettet werden

Foto: JOHN AMIS / AFP

Tornados haben in den USA in mehreren Bundesstaaten gewütet und möglicherweise allein in Kentucky bis zu 100 Menschen das Leben gekostet. Er sei zunächst von über 50 Todesopfern ausgegangen, sei sich nun aber »sicher, dass es mehr als 70 waren«, sagte Kentuckys Gouverneur Andy Beshear am Samstag vor Journalisten. »Das ist das verheerendste Tornado-Ereignis in der Geschichte unseres Bundesstaates gewesen.«

Beshear sagte bei einem Besuch im Katastrophengebiet, die Zerstörung in Kentucky sei noch schlimmer als zunächst befürchtet. Die Tornados hätten in dem südöstlichen Bundesstaat über 200 Meilen hinweg Verwüstungen hinterlassen. »Häuser, Geschäfte, Regierungsgebäude – einfach weg. Teile von Industrieanlagen, Dächer sind in Bäumen. Es ist schwer vorstellbar, dass das überhaupt möglich ist.«

Besonders schwer von den Tornados betroffen ist der Ort Mayfield. Der Gouverneur sagte mit Blick auf das Zentrum der Katastrophe: »Mayfield ist Ground Zero.« In der Kleinstadt im äußersten Westen des Bundesstaates wurde eine Kerzenfabrik dem Erdboden gleichgemacht, in der sich nach Beshears Angaben rund 110 Menschen aufgehalten haben sollen. Der Gouverneur sagte dem Sender CNN : »Ich stehe jetzt vor der ehemaligen Fabrik, und das ist ein Ausmaß der Verwüstung, das keiner von uns je zuvor gesehen hat.« 40 Menschen konnten gerettet werden.

Mayfields Bürgermeisterin Kathy O'Nan bestätigte, dass in der Kerzenfabrik wegen der Weihnachtszeit rund um die Uhr gearbeitet worden sei. Die Fabrik gehöre einer Familie aus dem Ort und sei ein wichtiger Arbeitgeber. Zu der Zerstörung in Mayfield sagte die Bürgermeisterin CNN: »Mein Herz ist gebrochen.«

Amazon-Verteilzentrum: Dach eingestürzt

Auch andere Bundesstaaten wurden in der Nacht zu Samstag von dem verheerenden Sturmsystem getroffen. CNN berichtete von mehr als 30 Tornados in sechs Bundesstaaten. Aus dem Staat Arkansas wurden zwei Tote gemeldet. In Illinois stürzte das Dach eines Verteilzentrums des Online-Händlers Amazon teilweise ein, auch dort soll es Tote gegeben haben. Es dürften Tage vergehen, bis das volle Ausmaß der Verwüstungen bekannt wird.

Zerstörtes Amazon-Verteilzentrum in Edwardsville, Illinois

Zerstörtes Amazon-Verteilzentrum in Edwardsville, Illinois

Foto: TIM VIZER / AFP

Das Sturmsystem ist die jüngste einer ganzen Reihe von Naturkatastrophen in den USA. Die Vereinigten Staaten litten in diesem Jahr unter verheerenden Stürmen, schweren Überflutungen und großflächigen Waldbränden. US-Präsident Biden sieht in der Häufung und Heftigkeit der Katastrophen eine Folge des Klimawandels, dessen Bekämpfung er zu einer seiner Top-Prioritäten gemacht hat.

Biden sagte den betroffenen Bundesstaaten die Unterstützung der Bundesregierung zu. »Einen geliebten Menschen in einem solchen Sturm zu verlieren, ist eine unvorstellbare Tragödie«, teilte der Präsident mit. »Wir arbeiten mit den Gouverneuren zusammen, um sicherzustellen, dass sie alles haben, was sie benötigen.«

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Die Rentnerin Lori Wooton aus dem Ort Dawson Springs in Kentucky sagte CNN, sie habe den Sturm in einem Schutzkeller ausgesessen. Sie habe Regen gehört »und dann wurde es plötzlich sehr laut, wie bei einem Zug. Und das schien nicht lange zu dauern, aber es war sehr laut. Vielleicht drei, vier Sekunden, dann war es vorbei. Aber als wir dann herauskamen und uns den Schaden ansahen, war es unglaublich, was in diesen drei bis vier Sekunden passiert ist.«

Im Ort Earlington in Kentucky führte der Sturm dazu, dass ein Zug entgleiste und in mehrere Häuser raste. Experten untersuchten, welches Material er geladen hatte und wie viele Menschen in der Gegend verletzt wurden, sagte der Sheriff von Hopkins County, Matt Sanderson, Medienberichten zufolge.

Kentuckys Gouverneur Beshear bat US-Präsident Joe Biden um Unterstützung. »Kentucky braucht Bundeshilfe, um auf dieses Ereignis zu reagieren«, hieß es in einem vom Gouverneur veröffentlichten Schreiben an Biden am Samstag. Stromausfälle seien weitverbreitet. 17 der 120 Bezirke in dem Bundesstaat seien von der Katastrophe betroffen. Beshear verhängte den Notstand in Kentucky und aktivierte die Nationalgarde, um betroffene Gemeinden zu unterstützen.

feb/dpa/AFP/Reuters
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