Tragisches Unglück Hunderte Hadsch-Pilger sterben bei Massenpanik

Bei einer Massenpanik sind am Sonntag während der Hadsch-Wallfahrt nahe Mekka mindestens 244 Pilger zu Tode getrampelt worden. Fast ebenso viele wurden nach offiziellen Angaben verletzt, mehrere befinden sich in einem kritischen Zustand.

Kairo/Mekka - Nach Augenzeugenberichten kam es am dritten Tag des wichtigsten islamischen Festes an der Jamarat Brücke in Mina nahe der heiligen Stadt Mekka zu dem tödlichen Gedränge unter muslimischen Pilgern. In einer symbolischen Steinigung werfen die weiß gekleideten Pilger an der Brücke Kieselsteine gegen drei hohe Pfeiler, die für sie den Teufel symbolisieren. Die 15 Meter lange Brücke gilt als Nadelöhr der Hadsch, immer wieder kommen hier Menschen zu Tode.

Den Berichten zufolge fielen dieses Mal Dutzende Pilger hin und wurden von anderen Gläubigen erdrückt. Nach einem Bericht der Saudi Press Agency hatten die Sicherheits- und Hilfskräfte große Mühe, die zum Teil erschöpften Pilger zurückzuhalten, um weitere Todesopfer zu vermeiden. Kurz nach der Tragödie um neun Uhr Ortszeit hatten die saudischen Behörden lediglich von "einigen Opfern" gesprochen.

In der Vergangenheit ist es bei der Hadsch immer wieder zu schweren Unglücken mit Todesopfern gekommen, zuletzt waren 2001 mindestens 35 Pilger nach einem Massengedränge gestorben. 1990 kamen 1427 Menschen nach einer Massenpanik in einem Tunnel ums Leben.

Die rituelle Steinigung, an der sich die Gläubigen mit großer Leidenschaft beteiligen, leitete das traditionelle Opferfest (Eid al-Adha) am Sonntag ein. Während des Fests schlachten Muslime in aller Welt in Erinnerung an das Opfer Abrahams Schafe und andere Tiere. Die Hadsch begann am vergangenen Freitag. Während der Wallfahrt tragen die Pilger weiße Tücher statt genähter Kleidung. Mit verschiedenen Riten führen die Gläubigen die Wallfahrt nach religiösen Geboten durch, um einen Zustand der Reinheit zu erreichen.

Nach Angaben des saudi-arabischen Innenministeriums nehmen etwa zwei Millionen Menschen an dem diesjährigen Fest in der Umgebung der Stadt Mekka teil. Die Hadsch-Wallfahrt findet jedes Jahr statt und gehört zu den fünf so genannten Säulen des Islam. Jeder Muslim, der dazu in der Lage ist, sollte einmal im Leben zu den heiligen Stätten Mekkas pilgern.

Am Abend vor dem Ritual hatte der oberste muslimische Geistliche Saudi-Arabiens, Scheich Abdul Asis el Scheich, vor den rund zwei Millionen Gläubigen die Handlungen islamistischer Terroristen scharf verurteilt. El Scheich erklärte, ihre Angriffe gäben nur den Feinden einen Vorwand für Angriffe auf muslimische Staaten. An die Terroristen richtete er die Frage, wie sie denn glauben könnten, dass ihre Ziele heilig seien. Seine Predigt wurde auch live von vielen Millionen Muslimen in Saudi-Arabien und den Golfstaaten im Fernsehen verfolgt.

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