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Elefantenbaby Lola: Große Trauer in München

Foto: dapd/ Tierpark Hellabrunn

Trauernde Elefanten in München "Sie hat Lola abgerüsselt"

Das Schicksal des herzkranken Elefantenmädchens Lola hat München bewegt. Das drei Monate alte Tier starb kurz vor einer Herzoperation. Lolas lebloser Körper wurde noch einmal ins Elefantenhaus des Tierparks Hellabrunn gebracht. Pfleger Thomas Günther erklärt warum.

Thomas Günther, 39, ist Elefantenpfleger. Er arbeitet seit 23 Jahren in diesem Job, seit rund fünf Jahren ist er im Münchner Tierpark Hellabrunn beschäftigt. Dort begleitete Günther das herzkranke Elefantenbaby Lola von dessen Geburt bis zum Tod drei Monate später.

SPIEGEL ONLINE: Herr Günther, Sie haben das tote Elefantenbaby Lola noch einmal in den Tierpark zurückgebracht, damit sich dessen Mutter Panang und die anderen Tiere der Herde verabschieden konnten. Ein wichtiges Ritual bei Elefanten?

Günther: Ja, Elefanten sind wie etwa auch Delphine höher entwickelte Säugetiere, bei ihnen geht im Kopf ganz schön was ab. Dieses Trauerritual ist wichtig, damit die Herde begreift, dass Lola tot ist - und nicht verlorengegangen. Sonst würde die Mutter ständig nach ihrem Kind suchen.

SPIEGEL ONLINE: Wie läuft ein Trauerritual bei Elefanten ab?

Günther: Erst war die Mutter allein mit dem toten Elefantenbaby im Gehege. Sie hat Lola abgerüsselt, ist mit ihrem Rüssel ganz dicht herangekommen und mit ihm sanft über den leblosen Körper gefahren. Panang hat Lola regelrecht gescannt. Elefanten können relativ gut riechen und registrieren so, dass ein anderes Tier tot ist. Nach der Mutter hat auch der Rest der Herde Lola mit ihren Rüsseln berührt. Das war eine sehr andächtige Atmosphäre. Es war total ruhig im Elefantenhaus. Die Tiere sind also keineswegs aufgeregt durch die Halle gelaufen.

SPIEGEL ONLINE: Wie lange hat die Prozedur gedauert?

Günther: Eine Stunde vielleicht. Bis auf Ludwig, unseren kleinen Bullen, haben alle rasch begriffen, dass Lola tot ist. Anschließend sind die Tiere wieder ihrer Wege gegangen. Für uns Menschen ist das vielleicht schwer zu verstehen, aber in der Natur läuft es bei den Elefanten ähnlich ab: Irgendwann müssen sie entscheiden, das tote Tier liegen zu lassen und mit der Herde weiterzuziehen.

SPIEGEL ONLINE: Was bedeutet Lolas Tod für den Tierpark Hellabrunn?

Günther: Wir sind natürlich alle traurig. Auch weil unsere Zuchtbemühungen mindestens um fünf Jahre zurückgeworfen wurden. Als Mädchen hätte Lola in der Herde bleiben können, Jungbullen werden irgendwann von der Gruppe getrennt. Und da unser Elefantenhaus gerade komplett umgebaut wird, lebt unser ausgewachsener Bulle im Moment in Leipzig. Er kommt frühestens in drei Jahren zurück.

Das Interview führte Jens Witte

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