Das Erdbeben im Südosten der Türkei hat die Stadt Van besonders hart getroffen, nun kommt es in einem Gefängnis offenbar zu einer Revolte. Laut Nachrichtenagentur Reuters fallen Schüsse, aus der Anstalt steigen Flammen auf, Häftlinge sollen Wärter mit Scheren und Messern bedrohen.
Gefängnis in Van: Berichten zufolge sind 200 Häftlinge geflohen
Foto: UMIT BEKTAS/ REUTERS
Van - In der türkischen Stadt Van ist offenbar eine Gefängnisrevolte ausgebrochen. Reporter der Nachrichtenagentur Reuters berichten von Flammen, die aus dem Gebäude aufsteigen, zudem seien Schüsse zu hören.
Am Sonntag hatte sich in der Provinz im Südosten der Türkei ein Erdbeben der Stärke 7,2 ereignet. Durch das Beben brach in dem Gefängnis eine
Mauer zusammen. 200 Häftlinge flohen, berichten Zeitungen. 50 von ihnen seien zurückgekehrt, nachdem sie sich vergewissert hätten, dass ihre Familien wohlauf seien. Nun jedoch haben Häftlinge laut den Aussagen eines Soldaten Wächter mit Scheren und Messern angegriffen.
Ein namentlich nicht genannter Angestellter der Stadt bestätigte, dass Häftlinge in dem Gefängnis Feuer gelegt hätten. Van war am Dienstag von
einem Nachbeben der Stärke 5,4 erschüttert worden. Menschen flohen auf die Straßen, über Schäden durch die erneuten Erschütterungen ist bisher nichts bekannt. Türkischen Medien zufolge protestieren die Gefangenen mit ihrer Revolte dagegen, dass sie trotz des Erdbebens ihre Zellen nicht verlassen durften.
Nach dem schweren Beben vom Sonntag haben die Bergungsmannschaften bisher 459 Leichen in den zerstörten Häusern entdeckt. Nach Angaben des Krisenstabs der Regierung gibt es zudem 1352 Verletzte. Die Behörden korrigierten die Zahl der zerstörten Häuser von 970 auf 2262.
Doch es gab auch Meldungen, die den Menschen Hoffnung und den Rettungskräften Mut machten: Am Dienstag konnte zwei Tage nach dem verheerenden Erdbeben
ein zwei Wochen altes Baby lebend aus den Trümmern geborgen werden. "Es ist gesund und es wird leben", sagte ein behandelnder Arzt. Wenige Stunden nach dem Baby konnte auch die Mutter des Babys gerettet werden.
Zudem wurde ein junger Mann nach 32 Stunden aus dem Schutt eines eingestürzten Teehauses geholt. "Es war wie das Jüngste Gericht", beschrieb der 18-jährige Mesut Ozan Yilmaz das Beben. Den Kopf habe er
auf den Fuß eines toten Mannes gelegt.
Am Dienstagabend bargen Helfer dann einen zehnjährigen Jungen aus den Trümmern seines Hauses in der Provinz Van. Serhat Gül sei sofort in ein Krankenhaus gebracht worden, hieß es in Fernsehberichten. Zuvor seien bereits sein Bruder und sein Vater aus den Überresten des siebenstöckigen Hauses in Sicherheit gebracht worden.