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Bud Spencer: Der Dampfhammer

Foto: ddp images / Adria Filmverleih

Tunnelbau in Schwäbisch Gmünd Das Bud-Spencer-Dilemma

Wie soll der neue Tunnel in Schwäbisch Gmünd heißen? Die Stadt hat im Internet zur Abstimmung aufgerufen - und wird nun von Bud-Spencer-Fans überrannt. Dank einer Facebookgruppe könnte der Kultstar tatsächlich vorne landen.

Hamburg - Seine Biografie kletterte auf Platz eins der SPIEGEL-Bestsellerliste, zu seinen Autogrammstunden pilgerten Tausende Fans: Bud Spencer genießt in Deutschland Kultstatus, obwohl er seit Jahren keinen neuen Film herausgebracht hat. Seine Anhänger behalten Carlo Pedersoli, so sein bürgerlicher Name, immer als den Mann in Erinnerung, der mit Dampfhammer-Schlägen und Doppel-Backpfeifen die Schurken vertrimmte.

Wie populär der 81-Jährige noch heute ist, muss nun Schwäbisch Gmünd erfahren, eine 60.000-Einwohner-Stadt im Osten Baden-Württembergs. Dort soll im Dezember ein neuer Tunnel an der Bundesstraße 29 eingeweiht werden. Um die Bürger an dem Projekt zu beteiligen, hat die Stadt um Namensvorschläge für den Tunnel gebeten.

Obszöne Vorschläge seien gleich aussortiert worden, sagt Pressesprecher Markus Herrmann am Telefon. Ungewöhnliche Ideen schafften es dennoch auf die Liste : "Jogi-Löw-Tunnel" zum Beispiel, oder "Nei-Naus-Tunnel". Dass diese Namen keine Chance auf den Sieg haben, dürfte von vorneherein klar gewesen sein. Das dachten sie in Schwäbisch Gmünd vermutlich auch von einem anderen Vorschlag: "Bud Spencer Tunnel". Doch es kam anders.

Bevor Pedersoli sich den Namen Bud Spencer zulegte, war er einer der besten Schwimmer Italiens. Er nahm an zwei Olympischen Spielen teil und meisterte als erster Italiener die 100 Meter unter einer Minute. Einmal in seiner Karriere, so berichten es Herrmann und die "Schwäbische Post", schaute Pedersoli sogar in Schwäbisch Gmünd vorbei. 1951 sei das gewesen, bei einem Länderkampf zwischen Italien und Deutschland.

Ein Zwischenstand ist nicht bekannt

Der Wettkampf wäre tatsächlich eine kleine Verbindung zwischen dem italienischen Schauspieler und der Stadt im Schwabenland. Doch auch sie kann nicht erklären, was Herrmann eine "ordentliche Dynamik" nennt: Der gewaltige Stimmenzuwachs für den "Bud Spencer Tunnel".

Einen Zwischenstand will Schwäbisch Gmünd nicht bekanntgeben. Doch auch Herrmann sagt, es sei sicher, dass die kuriose Variante zum Schluss weit vorne landen dürfte. Nun ist auszuschließen, dass sich auf einmal alle Einwohner Schwäbisch Gmünds als Fans des alten Haudraufs entpuppen. Die Ursache für das Phänomen ist woanders zu finden: auf Facebook.

Dort hat sich eine Gruppe zum Ziel gesetzt, dem "Bud Spencer Tunnel" zum Sieg zu verhelfen: Mehr als 23.000 User sind bereits beigetreten, es werden ständig mehr. Die meisten vorgeschlagenen Namen seien langweilig, heißt es in der Gruppenbeschreibung, deshalb sei beschlossen worden: "Der Tunnel in Schwäbisch Gmünd soll künftig auf den Namen 'Bud-Spencer-Tunnel' hören."

Stadtsprecher Herrmann sagt, die Verantwortlichen in Schwäbisch Gmünd seien nicht unglücklich über die rege Beteiligung. Doch alle, die sich nun wirklich Hoffnung auf einen "Bud Spencer Tunnel" in Baden-Württemberg machen, dürften enttäuscht werden. "Es war immer klar, dass die Abstimmung nur ein Meinungsbild liefern soll", sagt Herrmann. "Der Name sollte nicht per Online-Wahl gefunden werden." Es sei darum gegangen, die Menschen mitzunehmen, aber der Vorschlag mit den meisten Stimmen sei nicht automatisch der Sieger.

Ersatzlösung im Sinn

In einer Sitzung am 27. Juli, zwei Tage nach Ende der Abstimmung, wird der Gemeinderat einen Namen auswählen und dem Regierungspräsidium vorschlagen. Unwahrscheinlich, dass dabei die Wahl auf Bud Spencer fallen wird. Laut der "Remszeitung" zählten bisher so wohlklingende Namen wie "Salvatortunnel", "Lindenfirsttunnel" oder "Einhorntunnel" zu den Favoriten.

"Wir kennen die Dynamik, die Facebook entwickeln kann", beteuert Herrmann, man sei nicht erschrocken über die rege Beteiligung. Seit langem sei die Stadt auch selbst in dem sozialen Netzwerk aktiv.

Der Ansatz der Bürgerbeteiligung ist ja auch durchaus lobenswert. Die Frage ist nur: Worin liegt der Sinn, einen "Nei-Naus-Tunnel" zur Abstimmung zu stellen, und einen "Bud Spencer Tunnel", wenn ohnehin klar ist, dass sie kaum eine reelle Chance haben?

Für alle Enttäuschten hat Herrmann schon eine kleine Ersatzlösung im Sinn. Es scheint ja, sagt der Sprecher, als gäbe es hier wirklich viele Bud-Spencer-Fans. "Vielleicht findet sich eine andere Möglichkeit, ihn in Schwäbisch Gmünd zu würdigen." Er sollte es nicht zu laut sagen.

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