Untergang der "Explorer"
Drama im Eismeer findet glückliches Ende
Nun haben sie wieder festen Boden unter den Füßen: Nach dem Untergang der "Explorer" in der Antarktis sind alle Schiffbrüchigen aus dem Eis nach Chile geflogen worden. Derweil wächst die Kritik am Zustand des Schiffes - und Argentinien will den Tourismus in der Antarktis beschränken.
Punta Arenas - Nach dem Untergang der "Explorer" und einem Zwangsaufenthalt auf dem Eis der Antarktis sind alle 154 geretteten Passagiere und Crew-Mitglieder des Schiffes sicher auf das chilenische Festland geflogen worden. Weil das Wetter zu schlecht war, hatten sie zunächst auf Militärstützpunkten im ewigen Eis übernachten müssen. Nach einer ersten Gruppe von 77 Schiffbrüchigen am Samstagabend landete schließlich heute die zweite Hälfte der gestrandeten Gruppe in Punta Arenas auf dem chilenischen Festland.
"Mir geht es wunderbar, ich bin sehr froh, am Leben zu sein", sagte der dänische Tourist Jan Henkel. "Alle hatten Angst zu sterben." Er und seine Freundin Mette Larsen kämpften auf ungewöhnliche Weise gegen die Todesangst: Nach dem Ausbooten von der "Explorer" gaben sie sich im schwankenden Rettungsboot und umgeben von Eisschollen - den Liebenden des Hollywood-Films "Titanic" gleich - symbolisch das Ja-Wort. "Für die Flitterwochen reisen wir garantiert an einen wärmeren Ort", scherzte Henkel.
Der kanadische Reiseveranstalter GAP Adventures kündigte an, alle Touristen würden möglichst schnell in ihre Heimatländer ausgeflogen. An Bord der "Explorer" waren 91 Touristen, 54 Besatzungsmitglieder und neun Reiseleiter; einer der Touristen kam aus Deutschland. Nachdem das Schiff am Freitagmorgen im eiskalten Wasser der Antarktis
mit einem Eisberg kollidiert war, mussten die Schiffbrüchigen stundenlang in Schlauchbooten ausharren.
Unterdessen verstärkte sich die Kritik am Zustand des 1969 gebauten Kreuzfahrtschiffes. Experten kritisierten, das unter liberianischer Flagge fahrende Schiff sei in schlechtem Zustand gewesen. Bei der letzten Inspektion im Mai dieses Jahres waren laut Medienberichten fünf Mängel festgestellt worden.
Als Konsequenz aus der Havarie der "Explorer", bei der 185.000 Liter Treibstoff ausgelaufen waren, kündigte Argentiniens Regierung Beschränkungen für den Tourismus in der Antarktis an. Die "Explorer" habe einen großen Ölteppich auf dem Meer hinterlassen, sagte Umwelt-Staatssekretärin Romina Picolotti nach einem Überflug des Unglücksortes. Sie werde sich gemeinsam mit dem Außen- und dem Verteidigungsminister dafür einsetzen, dass "der Touristenstrom begrenzt wird".
Picolotti erinnerte daran, dass die internationalen Abkommen zur Antarktis eine internationale Präsenz nur zu wissenschaftlichen Zwecken vorsähen "und keine touristische Aktivität". Sie forderte strengere Kontrollen der Kreuzfahrtschiffe.