Belgien Video zeigt brutalen Polizeieinsatz - Verdächtiger stirbt

Ein Polizist setzt sich auf die Brust eines Festgenommenen, eine Kollegin tanzt dazu und zeigt den Hitlergruß: Das Video eines brutalen Polizeieinsatzes hat in Belgien Entsetzen ausgelöst.
Der Flughafen Charleroi

Der Flughafen Charleroi

Foto: FRANCOIS LENOIR / REUTERS

In Belgien erschüttert ein Fall von Polizeigewalt die Öffentlichkeit. Aufnahmen des Vorfalls aus dem Jahr 2018 zeigen einen Polizisten, der sich in einer Arrestzelle auf die Brust eines verletzten Mannes setzt - während eine Beamtin tanzt und den Hitlergruß zeigt. Die Ehefrau des Mannes, der in Folge des Vorfalls starb, erhebt schwere Anschuldigungen gegen die belgischen Behörden.

Das im Februar 2018 von einer Überwachungskamera aufgezeichnete Video, das erst jetzt von der Zeitung "Het Laatse Nieuws" veröffentlicht wurde, zeigt Jozef Chovanec in einer Arrestzelle. Der Slowake wurde laut dem Bericht zuvor aus einem Flugzeug im Flughafen von Charleroi abgeführt, weil er sich geweigert hatte, beim Boarding sein Ticket vorzuzeigen. Weiter ist in dem Video zu sehen, wie Chovanec seinen Kopf gegen die Wand schlug, bis sein Gesicht stark blutete.

Eine Polizistin tanzt und zeigt den Hitlergruß

Später betraten mehrere Polizeibeamte die Zelle, um Chovanec Handschellen anzulegen. Als er sich weiterhin nicht beruhigte, kehrten die Beamten zurück und hielten ihn fest. Einer der Beamten setzte sich dabei 16 Minuten lang auf die Brust des Mannes. Zu sehen ist auch eine Polizistin, wie sie in der Zelle tanzt und den Hitlergruß zeigt. Chovanec kam anschließend ins Krankenhaus, wo er am nächsten Tag nach offiziellen Angaben an einem Herzinfarkt starb.

Der Vorfall erinnert an den Tod des Afroamerikaners Georg Floyd in der US-Stadt Minneapolis Ende Mai. Er war gestorben, nachdem ihm ein Polizist fast neun Minuten lang das Knie in den Nacken gepresst hatte. Der Fall hatte weltweit Anti-Rassismus-Proteste ausgelöst.

Die Witwe des verstorbenen Slowaken, Henrieta Chovancova, habe das Video gegen den Rat ihrer Anwälte veröffentlicht, teilten ihre Anwälte laut der Nachrichtenagentur AFP mit. Chovancova habe sich nicht abhalten lassen, da sie wegen der inzwischen seit zwei Jahren andauernden Ermittlungen frustriert sei. "Unsere Mandantin wollte diese Bilder der Welt zeigen, weil sie kein Vertrauen in die strafrechtlichen Ermittlungen hat", sagte einer ihrer Anwälte.

Sie sei traurig, sagte Chovancova der belgischen Zeitung "De Morgen" . Die Behörden hätten versucht, den Tod ihres Mannes "unter den Teppich zu kehren, als ob er Müll wäre, der verschwinden musste", sagte sie. Über das Video hatte zuerst die belgische Zeitung "Het Laatse Nieuws"  berichtet.

lmd/AFP
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