
Viersen: Tornado am Niederrhein
Wirbelsturm am Niederrhein "In fünf Minuten war es vorbei"
Am Niederrhein haben sich am Mittwochabend bedrohliche Szenen abgespielt: Ein Wirbelsturm wälzte sich im Raum Viersen über Felder, brach Bäume um und deckte Hausdächer ab. Aus Autos und Dachfenstern filmten Augenzeugen die mächtige Windhose.
Es war kurz vor 18 Uhr, als der Tornado in dem Ortsteil Boisheim auftauchte und in einem schmalen Streifen auch Nachbarortschaften erfasste. Edith Schaul stand gerade im Garten, als das Unwetter aufzog. Sie suchte schnell Schutz im Haus. "Ruckzuck, in fünf Minuten war es vorbei", schilderte sie wenige Stunden später.
Abgedeckte Dächer an vielen Häusern, dicke Äste und auch ein Wohnwagen, der durch die Luft gewirbelt in Büschen landete, hat die Windhose zurückgelassen. Noch bei Tageslicht machten sich die Einsatzkräfte von Feuerwehr und THW, Anwohner und Dachdecker daran, die Schäden zu beseitigen.

Viersen: Tornado am Niederrhein
Am Morgen nach dem folgenschweren Wirbelsturm gingen die Aufräumarbeiten weiter. "Da gibt es viel zu tun - vor allem für die Dachdecker", sagte ein Sprecher der Stadt Viersen. Keines der Häuser sei jedoch einsturzgefährdet, alle Menschen hätten zu Hause übernachten können.
Der Tornado deckte etwa 40 bis 50 Häuser ab, rund 150 Menschen erlitten materielle Schäden. Es gab zwei Verletzte: einen Feuerwehrmann und einen Autofahrer. Der 23-Jährige, der aus seinem Fahrzeug ausstieg, wurde durch herabstürzende Äste schwer verletzt.
Die Autobahn 61 nahe der niederländischen Grenze war zeitweise von Sperrungen betroffen. Auf der Bahnlinie von Mönchengladbach ins niederländische Venlo musste laut Polizei der Verkehr ruhen, die Strecke wurde am späten Abend wieder freigegeben. Auch mehrere Straßen blieben zunächst gesperrt, weil umgeknickte Bäume den Weg blockierten. Wie hoch der Sachschaden ist, konnten die Behörden noch nicht beziffern.
Das Unwetter hat sich nach ersten Polizeiangaben innerhalb von etwa 10 bis 15 Minuten abgespielt. "Ein sehr eindrucksvoller Tornado zog über den Landkreis Viersen im Westen von NRW hinweg, er richtete hier einige Schäden an", teilte der Wetterunternehmer Jörg Kachelmann auf seiner Internetseite mit. In Deutschland seien in diesem Jahr bisher mindestens sechs Tornados beobachtet worden.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte am Mittwochabend noch keine näheren Daten zum Tornado. Informationen, wie stark genau die Windhose war, ließen sich erst im Nachhinein rekonstruieren, wenn man die Schäden vor Ort bewerten könne, sagte ein DWD-Meteorologe.
Windhose im Kreis ViersenEine Windhose hat eine Schneise der Verwüstung durch den Kreis Viersen geschlagen. Um kurz vor 18 Uhr zog die Windhose über Viersen-Boisheim, Nettetal-Schaag, Schwalmtal-Dilkrath, Schwalmtal und teilweise über Niederkrüchten. In Viersen-Boisheim sind Häuser so stark beschädigt, dass sie vorübergehend unbewohnbar sind. Aktuelle Informationen dazu auf der Facebookseite Viersen Rathaus. - Die Landsctraße von Schwalmtal-Dilkrath in Richtung Viersen-Boisheim ist wegen umgestürzter Bäume gesperrt. Die Bäume haben auch Autos zerstört. - Die Autobahn 61 ist im Kreis Viersen teilweise gesperrt. - In Nettetal-Schaag ist ein Baum auf ein Auto gefallen und hat einen Mann schwer verletzt. - In Nettetal ist außerdem ein Feuerwehrmann durch einen Stromschlag verletzt worden. - Die Feuerwehr Schwalmtal ist mit allen Kräften im Einsatz. - Die Bereitschaft in Schwalmtal wird durch Kräfte und Fahrzeuge der Feuerwehren Willich und Brüggen gestellt. Kreisleitstelle bittet darum, die Notrufnummer 112 nur in dringenden Notfällen zu wählen.
Posted by Kreis Viersen on Wednesday, May 16, 2018
Auch die kleine Gemeinde Gangelt (Kreis Heinsberg) wurde von einem Unwetter getroffen. Der Starkregen setzte etliche Straßen unter Wasser, wie die Feuerwehr mitteilte. Auch Keller liefen voll. Die Rettungskräfte befreiten die Straßen vom Wasser und schippten den Schlamm von der Fahrbahn. Verletzte gab es nicht. Wie hoch der Schaden ist, war am Morgen noch unklar.