Waldbrände an US-Westküste "Nur noch Skelette von Schornsteinen oder verkohlten Haushaltsgeräten"

Brand in Tollhouse (Bundesstaat Kalifornien): Hitzewelle und trockene Winde verschärfen die Lage
Foto: STEPHEN LAM / REUTERSIn San Francisco und anderen kalifornischen Regionen erwachten die Menschen am Donnerstag unter einem orangefarbenen Himmel. Erzeugt wurde das Phänomen vom Rauch der Brände, der sich mit Nebel vermischte und das Sonnenlicht blockierte - Szenen wie aus einem Katastrophenfilm.
Die verheerenden Busch- und Waldbrände an der Westküste der USA haben inzwischen ganze Orte verwüstet und in den vergangenen 24 Stunden mindestens acht Menschen das Leben gekostet.
Die Behörden warnten am Donnerstag, dass die Opferzahlen in den nächsten Tagen noch steigen könnten, da viele Gebiete komplett von der Außenwelt abgeschnitten sind. Im Bundesstaat Oregon wurden fünf Städte "großenteils zerstört", wie Gouverneurin Kate Brown bekannt gab.
Unter den Todesopfern war ein einjähriges Baby. Der Junge starb nach Polizeiangaben am Mittwoch (Ortszeit) im Bundesstaat Washington, als seine Eltern mit ihm vor den Flammen flüchteten. Die Eltern überlebten schwer verletzt. Im Bezirk Marion in Oregon wurden nach Polizeiangaben die Leichen von zwei Opfern der Feuerkatastrophe gefunden. Laut Lokalmedien handelte es sich um einen zwölfjährigen Jungen und seine Großmutter.
Auch in Nordkalifornien wurden drei Todesopfer entdeckt. Zuvor waren bereits mindestens acht Menschen in Kalifornien durch die dort seit Wochen heftig wütenden Busch- und Waldbrände ums Leben gekommen.
Von großen Teilen der Stadt Talent in Oregon stehen nur noch "rauchende Ruinen", wie die Einwohnerin Sandra Spelliscy der Nachrichtenagentur AFP schilderte: "Es gibt mehrere Stadtteile, wo kein einziges Gebäude mehr steht, nur noch Skelette von Schornsteinen oder verkohlten Haushaltsgeräten."
Die erneute massive Ausbreitung der Brände wird durch eine Hitzewelle und trockenen Wind begünstigt. Hunderte weitere Häuser wurden seit dem Wochenende vernichtet, Zehntausende Menschen mussten vor den Flammen fliehen. In der kommenden Woche sollen die Temperaturen endlich sinken, was für eine gewisse Erleichterung sorgen könnte, erklärte die Feuerwehr in Kalifornien.
Hunderttausende Einwohner waren ohne Strom
Die Katastrophe könne sich zum "größten Verlust von menschlichem Leben und Eigentum" durch Busch- und Waldbrände in der Geschichte Oregons auswachsen, warnte Gouverneurin Brown. Auch der Gouverneur von Washington, Jay Inslee, nannte das Ausmaß der Feuer "beispiellos und herzzerreißend". Er machte den Klimawandel für die Brände verantwortlich.
In Kalifornien vernichteten die Flammen bereits eine Rekordfläche von mehr als 8000 Quadratkilometern. Rund 240 Kilometer nördlich von San Francisco breitete sich zuletzt das sogenannte Bear Fire mit rasender Geschwindigkeit aus. Es vereinte sich mit älteren Bränden und bedrohte die Stadt Oroville.
Mehr als 170.000 Haushalte waren in Kalifornien ohne Strom, da der Energieversorger PG&E wegen der extremen Waldbrandgefahr in weiten Teilen des Bundesstaates das Stromnetz stilllegte. Immer wieder sorgten in der Vergangenheit defekte Stromleitungen für den Ausbruch von Feuern.