Waldbrände in Südeuropa Athen erstickt in Rauch und Asche

In Griechenland steht der Hauptstadt ein kritischer Tag bevor, Fähren retten 1300 Menschen vor dem Feuer. Sizilien ruft den Katastrophenfall aus, auch in der Türkei und Russland lodern weiter unkontrollierte Waldbrände.
Einsatz der Feuerwehr in einem Waldgebiet nördlich von Athen: Kritischer Tag für die Hauptstadt

Einsatz der Feuerwehr in einem Waldgebiet nördlich von Athen: Kritischer Tag für die Hauptstadt

Foto: Angelos Tzortzinis / dpa

In Südeuropa, der Türkei und Russland sind weiterhin zahlreiche Waldbrände außer Kontrolle. Im stark betroffenen Griechenland mussten auch am Samstag wieder Ortschaften evakuiert werden. Feuer fegten durch den Athener Vorort Thrakomakedones, auf Euböa mussten in der Nacht mehr als 1300 Menschen mit Fähren aus von Flammen umgebenen Küstenorten evakuiert werden. In der Türkei melden die Behörden aktuell 13 unkontrollierte Brände, in Russland werden derzeit 250 Brände verzeichnet. Auf Sizilien erklärte die Regionalregierung für sechs Monate den Not- und Krisenfall.

In Griechenlands Hauptstadt Athen bleibt die Situation angespannt. Wegen der starken Rauchbildung stinkt die ganze Stadt, und Asche geht am dritten Tag in Folge nieder. »Schließen Sie alle Fenster und gehen Sie nicht aus dem Haus«, riefen die Behörden die Einwohner auf. Die ganze Nacht durch loderten für viele Menschen gut sichtbar im Norden der Millionenmetropole die Flammen. Am Freitag waren zwei Menschen in der Nähe Athens durch das Feuer ums Leben gekommen.

Löscharbeiten in Agios Stefanos im Norden Athens

Löscharbeiten in Agios Stefanos im Norden Athens

Foto: Eurokinissi / ZUMA Wire / imago images

Am Samstagmorgen ließ der Wind im Norden der Hauptstadt nach, es handele sich aber nur um ein »Zeitfenster«, dass genutzt werden müsse, hieß es von der Feuerwehr. »Wenn wir es heute nicht schaffen, die Brände einzudämmen, dann werden wir ein Riesenproblem haben«, sagte der für den Zivilschutz zuständige Vizegouverneur des Großraums Athen, Wassilis Kokkalis.

Die griechische Polizei nahm einen 43-Jährigen wegen mutmaßlicher Brandstiftung im Athener Vorort Krioneri fest, berichtete die griechische Nachrichtenagentur ANA. In einem Athener Park wurde eine Frau festgenommen, die zwei Feuerzeuge, Benzin und brennbare Materialien bei sich trug.

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Auf der großen Insel Euböa östlich von Athen hatten die Flammen den Küstenort Limni eingeschlossen. Mehr als 1300 Menschen mussten in der Nacht mit Fähren aus Limni gebracht werden. Aufnahmen von der Fähre, die ein griechischer Wetterdienst auf Twitter verbreitete, zeigen das Ausmaß der Brände.

Auf Euböa und in anderen Teilen Griechenlands, etwa dem Peloponnes, brennt es auch deshalb so stark, weil sich die Rettungskräfte auf die Hauptstadt Athen konzentrieren. Fanis Spanos, der für Euböa zuständige Gouverneur von Mittelgriechenland, setzte über Facebook einen verzweifelten Hilferuf ab: »Das Feuer geht unvermindert weiter, es verbrennt Wälder und zerstört Häuser, es bedroht Menschenleben! Wir wollen endlich eine ernsthafte Anzahl von Löschflugzeugen, die wir seit dem ersten Tag fordern! Und mehr Löschzüge!«

In weiten Teilen Südeuropas sind die Wälder extrem trocken, zudem haben die Feuerwehrleute mit starken Winden zu kämpfen und auch mit der enormen Hitze. Im Süden des Kontinents hält die Hitzewelle mit Temperaturen von mehr als 40 Grad bereits seit einer Woche an.

Freiwillige Helfer löschen ein Feuer in der türkischen Provinz Mugla

Freiwillige Helfer löschen ein Feuer in der türkischen Provinz Mugla

Foto: Ismail Coskun / dpa

In der Türkei lodern nach offiziellen Angaben aktuell 13 unkontrollierte Feuer. Im westtürkischen Mugla haben sich die Brände durch den Wald in die Nachbarprovinz Aydin ausgebreitet. Einzig für das südtürkische Antalya konnten die Behörden Entwarnung geben: Alle Brände seien unter Kontrolle. Laut Wetterbericht wird zudem Regen erwartet. Doch in der Provinz haben die Brände große Zerstörung hinterlassen, ganze Dörfer wurden in Asche gelegt. Nichtregierungsorganisationen versorgen Betroffene unter anderem mit Notunterkünften.

In Italien begründete die Regionalregierung Siziliens die Ausrufung eines sechsmonatigen Krisenfalls mit den seit Ende Juli andauernden Bränden, der bevorstehenden nächsten Hitzewelle und der weiter angespannten Situation. Die Feuerwehr meldete zwei Tote aus San Lorenzo an der italienischen Stiefelspitze, die Menschen kamen in den Flammen ums Leben. Auch auf Sardinien eskalierte die Lage immer wieder. Am Samstag brannte nach Behördenangaben eine Unterkunft für Touristen in der Provinz Oristano. Die Einsatzkräfte verhinderten nach eigenen Angaben, dass die Flammen auf die umliegende Vegetation übergriffen. Verletzte gab es nicht. Hinter vielen Bränden in Italien dürfte Brandstiftung stecken.

Auf Sizilien wurde der Katastrophenfall ausgerufen, im Ätna-Nationalpark nahe Nicolosi brennt der Wald weiter

Auf Sizilien wurde der Katastrophenfall ausgerufen, im Ätna-Nationalpark nahe Nicolosi brennt der Wald weiter

Foto: Anadolu Agency / Getty Images

In Russland droht die größte Waldbrandkatastrophe dieses Jahrhunderts. Die Umweltorganisation Greenpeace listete für das Land seit Jahresbeginn eine abgebrannte Fläche von 14,3 Millionen Hektar auf. Den Negativrekord des Jahrhunderts gab es demnach 2012 mit einer von Feuern zerstörten Fläche von 16 Millionen Hektar.

Aktuell melden die Behörden mehr als 250 Brände mit einer Gesamtfläche von mehr als drei Millionen Hektar. Löscharbeiten liefen bei 180 Feuern mit einer Fläche von rund 1,3 Millionen Hektar, teilte die für den Forstschutz zuständige Behörde Avialesoochrana mit. Die anderen Brände in schlecht zugänglichen Regionen würden nicht gelöscht, weil keine Gefahr für Menschen bestehe, hieß es.

Vor allem betroffen ist die sibirische Region Jakutien im Nordosten des Landes. Dort gilt wie in insgesamt acht Regionen der Ausnahmezustand. In Jakutien breite sich das Feuer in Richtung der Siedlung Sangar mit ihren Öllagern aus, teilte der Zivilschutz laut Agentur Interfax mit. Die Staatsagentur Tass meldete aus der sibirischen Region Krasnojarsk, dass dort fast 400 Ortschaften im Rauch versinken würden. Nach Angaben der Behörde Avialesoochrana waren landesweit mehr als 6700 Menschen im Einsatz, um die Feuer unter Kontrolle zu bringen.

fdi/dpa/AFP/Reuters
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