Berlin Waldjunge Ray soll 20.000 Euro erschwindelt haben

Neun Monate lang täuschte er die Polizei: Der vermeintliche Waldjunge Ray lebte auf Kosten der Behörden in Berlin, bekam Taschengeld und Deutschunterricht. "Das können wir so nicht hinnehmen", sagt ein Stadtrat.
Sogenannter Waldjunge Ray: "Es handelt sich um einen Leistungsbetrug"

Sogenannter Waldjunge Ray: "Es handelt sich um einen Leistungsbetrug"

Foto: DPA/Polizei

Berlin - Waldjunge Ray wurde als Schwindler enttarnt - und soll sich in Berlin Leistungen in Höhe von etwa 20.000 Euro erschlichen haben. Davon geht der Bezirk Tempelhof-Schöneberg aus, der nun Strafanzeige erstatten will. "Es handelt sich um einen Leistungsbetrug", sagte Stadtrat Oliver Schworck (SPD) am Dienstag. "Das können wir so nicht hinnehmen - es soll sich ja auch niemand ein Beispiel daran nehmen."

Der junge Mann, der in Wirklichkeit Robin heißt, 20 Jahre alt ist und aus dem niederländischen Hengelo kommt, war im September 2011 im Roten Rathaus in Berlin erschienen. Er hatte angegeben, nur seinen Vornamen und sein Geburtsdatum zu kennen und jahrelang im Wald gelebt zu haben. Als mysteriöser Waldjunge Ray stellte er die Behörden monatelang vor ein Rätsel. Der Schwindel flog auf, als er auf Fotos identifiziert wurde.

Nun muss sich Robin möglicherweise wegen des Erschleichens von sozialen Leistungen verantworten. Dazu gehörten nach Angaben des Bezirks betreutes Wohnen, ein Taschengeld von 240 Euro im Monat und Deutschstunden.

Zur Frage nach allgemeinen Konsequenzen für den Bezirk sagte Schworck, es werde in Einzelfällen entschieden. "Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass Leute, die zu uns kommen, uns auch brauchen", so der Jugend-Stadtrat. Und: "Wir haben schon so viele unglaubliche Geschichten gehört, die wahr sind."

Am Montag hatte Robin die betreute Einrichtung des Berliner Jugendamts verlassen. Robins ehemaliger bester Freund aus Hengelo sagte der belgischen Tageszeitung "De Standaard": "Niemand hat gedacht, dass er sich so eine Geschichte ausdenken könnte." Robin habe eine schwierige Kindheit gehabt. Er habe angefangen, Werbung und PR zu studieren, dies aber abgebrochen, weil es ihm nicht mehr gefallen habe.

Ein niederländischer Radiosender berichtete am Montag, Robin solle Vater eines zweijährigen Sohnes sein. Die niederländische Polizei wollte sich nicht zu Medienberichten über den Jungen äußern. "Wir können nichts zu Dingen aus dem Privatleben sagen", erklärten die Beamten in Hengelo. Der Junge habe kein Verbrechen in den Niederlanden begangen, er sei dort auch nicht zu bestrafen.

wit/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren