Partnersuche vor den Feiertagen Weihnachten lieber allein zu Haus

Weihnachten zu zweit: Nicht immer die beste Idee
Foto: CorbisMit den Singlebörsen ist es ja paradox: Überleben können sie nur, wenn sie viele Kunden möglichst lange oder wiederholt an sich binden; erfolgreich im eigentlichen Sinne sind sie aber nur, wenn sie viele Kunden möglichst schnell und möglichst für immer wieder loswerden. Vielleicht sollte man Singlebörsen einfach in gemeinnützige Organisationen umwandeln? Denn wie schnell würde es die Wohnungsnot lösen, wenn alle Singles... Aber lassen wir die Gedankenspiele.
Jedenfalls geht es bei den Online-Singlebörsen in der dunklen Jahreszeit hoch her: Kaum fallen die ersten Blätter von den Bäumen, schnellen die Neuanmeldungen in die Höhe, doppelt so viele Leute wie sonst suchen dann im Internet nach einem neuen Partner. Andere hoffen darauf, dass sich der sonst so unscheinbare Kollege oder die schüchterne Kollegin auf der Firmen-Weihnachtsfeier als neuer Traumpartner entpuppt. "Wintimacy" nennen die Singlebörsen diesen Effekt.
Weihnachten für frische Paare als "Fest der Reinfälle"
Denn wer will schon die langen Abende allein zu Hause hocken? Zu zweit ist es doch viel schöner und gemütlicher! Vor allem ist es nicht mehr weit hin zu den Feiertagen: Weihnachten mal wieder ohne Partner bei den Eltern aufkreuzen oder sich selbst beschenken müssen? Unvorstellbar. Silvester ins neue Jahr feiern ist zu zweit auch viel schöner, also lieber noch mal schauen, ob sich nicht schnell noch ein Seelenverwandter findet.
Als leidenschaftlicher Beziehungsfan kann ich nur sagen: Wunderbar, wenn Singles einen Partner suchen und finden, ob nun im Internet, in Bars und Kneipen, im Urlaub, im Kölner Karneval, auf der Arbeit oder sonstwo. Allerdings kann ich nicht nachempfinden, warum gerade in diesen Tagen die Sehnsucht nach Zweisamkeit am größten ist. Lange Abende, Weihnachten und Silvester, können das wirklich Gründe sein, die dazu veranlassen, unbedingt jetzt einen neuen Partner zu wollen?
Nehmen wir mal Weihnachten: Gerade das "Fest der Liebe" ist dazu prädestiniert, für frische Paare zum "Fest der Reinfälle" zu werden. Stichwort Geschenke: Was schenkt man jemandem, mit dem man erst seit ein paar Wochen zusammen ist? Mancher Mann wird sich denken: Okay, der Zehn-Euro-Gutschein für den Klamottenladen und die selbstgebrannte CD werden es schon richten. Dumm nur, wenn die Frau dann schon mit der 150-Euro-Uhr mit eingravierten Initialen und Kennenlern-Datum um die Ecke kommt. Ein Freund von mir hatte mal die Idee, seine neue Freundin mit einem klassischen Anrufbeantworter zu beglücken. Die Beziehung hielt nicht allzu lange.
Trost für die Alleingebliebenen
Was passiert, wenn jemand den anderen direkt zu seiner Familie mitnehmen will? Dann ist die Zahl der Fettnäpfchen, in die man treten kann, auf beiden Seiten exorbitant groß. Nach der einfachen Formel:
Fettnäpfchen = Personen x Gläser Wein x Stunden des Beisammenseins
Nicht auszudenken, wenn der neue Partner plötzlich peinliche Witze zum Besten gibt. Kleiner persönlicher Tipp aus eigener Erfahrung: Kindern anderer Leute erst ab 14 Jahren erzählen, dass es weder Christkind noch Weihnachtsmann gibt. Sonst kann so eine saloppe Aussage Familien und Partnerschaften auf Jahre hinaus belasten.
Womit wir bei Silvester wären, der zweiten großen Feier am Jahresende, die offensichtlich keiner allein verbringen will. Aber warum wollen dann alle frisch Verliebten einen Raclette-Abend mit einem befreundeten Paar verbringen, der an Ereignis- und Überraschungsarmut nur noch von Polit-Talkshows übertroffen wird? Ich jedenfalls habe mich an solchen Abenden immer auf eine Party mit möglichst vielen wildfremden Leuten gewünscht oder auch allein aufs Sofa vor den Fernseher - und das immer weit vor Mitternacht.
Überhaupt: lange Abende, mieses Wetter, Sofa, Fernseher! Wer sagt denn, dass diese Kombination in Einsamkeit und Langeweile enden muss? Dazu muss man nicht mal auf DVD-Dauergucken oder Ken-Follett-Wälzer stehen. Man kann tatsächlich - auch bei Minusgraden - vor die Tür gehen, die Kneipen sind nicht weniger voll und die Atmosphäre an kalten Dezembertagen meist gemütlicher.
Wer jetzt in all der "Wintimacy", an Weihnachten und Silvester allein bleibt, ob suchend oder nicht, der soll sich trösten: Der nächste Ansturm auf die Singlebörsen setzt direkt zu Beginn des neuen Jahres ein. Vielleicht, weil man trotz aller Widrigkeiten den nächsten Winter doch nicht allein verbringen will.