Gab es früher öfter Schnee an Weihnachten?

Klären wir das – ein für alle Mal.

Dieser Beitrag wurde am 21.12.2017 auf bento.de veröffentlicht.

Ja, ja, früher war alles besser. Vor allem an Weihnachten! Da gab's noch richtig Schnee. 

Schnee, sag ich! 

Aber stimmt das überhaupt? Gibt es heute wirklich seltener Weiße Weihnachten als in vorigen Jahrzehnten? Wir haben Andreas Friedrich, Meteorologe vom Deutschen Wetterdienst, gefragt. 

Was sind denn überhaupt "Weiße Weihnachten" genau? Reichen ein paar Flocken, die an Heiligabend vom Himmel fallen oder ein bisschen Puder auf dem Boden vom Vortag?

"Wir vom Deutschen Wetterdienst definieren es so, dass sowohl an Heiligabend als auch an den Weihnachtstagen mindestens ein Zentimeter Schnee auf dem Boden liegen muss. Darauf basieren unsere Statistiken zu dem Thema. Aber natürlich kann der Begriff 'Weiße Weihnachten' für jeden Menschen auch etwas anderes bedeuten. "

Puh, an allen drei Tagen eine Schneedecke – dann wird das hier bei uns in Hamburg ja nie was. Aber wie stehen dieses Jahr generell die Chancen auf Weiße Weihnachten?

"Im Vergleich zu den Vorjahren liegt im Moment in allen deutschen Höhenlagen sehr viel Schnee – das fängt schon teilweise ab 300 Metern an. Allerdings kommt jetzt wieder das berüchtigte Weihnachts-Tauwetter."

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Oh nein, also alles weg?

"Nicht alles, aber fast. Vom Nordatlantik strömen in den kommenden Tagen feuchte und milde Luftmassen zu uns hinüber. Da haben Frost und Schnee keine Chance. Außerdem steigen die Temperaturen bis Heiligabend an. Wir erwarten an dem Tag in Regionen, die unterhalb von 600 Metern liegen, Temperaturen von 6 bis 9 Grad. Im Rheintal kann es sogar wieder zweistellig werden mit 10 bis 12 Grad. Und sogar auf den Bergen wird es tauen: Wir erwarten dort bis zu 5 Grad. Allerdings liegt im Moment so viel Schnee, dass dort trotzdem eine dicke Schneedecke liegen bleiben wird."

Also immerhin an manchen Orten Postkartenidylle?

"Nicht ganz. Da es taut, werden die Bäume nicht mehr hübsch mit Schnee bedeckt sein. Aber auf dem Boden wird es weiß sein, also gute Nachrichten für alle, die sich auf den Wintersport freuen."

Wann war es das letzte Mal im Großteil von Deutschland weiß an Weihnachten?

"Das war 2010. Weiße Weihnachten sind einfach ein sehr seltenes Ereignis, weil es vom Zufall abhängt, ob nun ausgerechnet an diesen drei Tagen die Wetter-Bedingungen genau richtig sind. Das heißt: Ein Jahr wie das aktuelle ist eigentlich eher der Normalfall."

Ist dir egal, weil du eh keinen Schnee magst? Das sieht Nadin genau so:
Viele Menschen haben das Gefühl, früher habe es öfter Weiße Weihnachten gegeben. Stimmt das? 

"Nein. Wir haben das mal für die vergangenen 50 Jahre untersucht und können keine generelle Abnahme von Weißen Weihnachten in Deutschland feststellen. Es war schon immer ein sehr seltenes Ereignis. Die Statistik zeigt, dass es nur in zehn Prozent der vergangenen 50 Jahre Weiße Weihnachten gab. 

Also könnte man nun denken, dass wir nicht mehr lange auf das nächste Mal warten müssen – 2010 ist schließlich schon sieben Jahre her. Allerdings ist das nur eine Statistik. Es könnte auch zwei Jahre in Folge zutreffen und dann rund 20 Jahre nicht mehr. 

Also hat sich nichts verändert durch Klimawandel und Erderwärmung?

"Momentan hat sich das noch nicht so dramatisch ausgewirkt. Das liegt aber größtenteils daran, dass es in vielen Regionen Deutschlands vor 50 Jahren im Winter so kalt war, dass die durchschnittlich ein bis anderthalb Grad Erwärmung, die wir seit der vorindustriellen Zeit verzeichnen, noch nicht den entscheidenen Impuls gegeben haben. 

Wenn die Temperaturen allerdings weiter steigen, wie viele Klimamodelle es vorhersagen, dann wird es in Höhenlagen von weniger als 1000 Metern nur noch sehr selten Schnee geben. Und damit würde natürlich auch die Wahrscheinlichkeit für Weiße Weihnachten sinken."

Klima-Experten machen sich zwar keine Sorgen um Weiße Weihnachten – aber um die Zukunft der Erde:
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