Weltkriegsbombe im Rhein: Halb Koblenz wird evakuiert
Foto: Thomas Frey/ dpaKoblenz - Die britische Luftmine ist 1,8 Tonnen schwer, stammt aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs - und versetzt Koblenz in helle Aufregung: Die Stadt am Rhein bereitet sich intensiv auf die für Sonntag geplante Entschärfung vor. Die Evakuierung mehrerer Stadtteile laufe auf Hochtouren, sagte ein Sprecher des extra eingerichteten Lagezentrums "Luftmine Koblenz" am Freitag. Die Verlegung von Patienten aus den Intensivstationen zweier betroffener Krankenhäuser sei bereits weitgehend abgeschlossen.
Insgesamt müssen den Angaben zufolge 180 Patienten in Sicherheit gebracht werden. Hinzu kommen 350 Bewohner aus sieben Altenheimen, die im Sperrbezirk liegen, und 130 pflegebedürftige Menschen aus Privathaushalten.
Auch die Räumung eines Gefängnisses begann am Freitag. Bislang laufe alles wie geplant, teilte eine Gefängnissprecherin mit. Am Samstag sollen die Transporte von insgesamt etwa 200 Häftlingen in mehrere andere Haftanstalten in Rheinland-Pfalz abgeschlossen sein. Das Koblenzer Gefängnis liegt innerhalb der Sperrzone, die wegen der Bombenentschärfung am 4. Dezember geräumt wird.
Bis Sonntag, 9 Uhr, müssen 45.000 der rund 106.000 Koblenzer ihre Wohnungen verlassen haben. Es ist eine der größten Evakuierungsmaßnahmen der deutschen Nachkriegsgeschichte. Die Stadt plant mit rund 2500 Einsatzkräften. Dazu zählten 600 Feuerwehrleute sowie 400 Sanitäter, darunter 30 Notfallseelsorger in den Notunterkünften. Außerdem stünden 600 Fahrer für 300 Rettungsfahrzeuge bereit sowie 330 Polizisten und 100 Mitarbeiter des Ordnungsamts. Hinzu kämen außerdem Helfer des Technischen Hilfswerks und der Bundeswehr.
Zahlreiche Verkehrsbehinderungen erwartet
Während der Entschärfung werden auch vier Bundesstraßen in Koblenz für den Verkehr gesperrt. Es handelt sich um die linksrheinische B 9 und die rechtsrheinische B 42 sowie um die B 327, die in der Stadt in die B 49 übergeht und den Fluss überquert. Auch für den Schiffs- und Zugverkehr wird Koblenz am Sonntag gesperrt sein.
Der Bau eines künstlichen Damms rund um den im Rhein liegenden Sprengsatz ist unterdessen weitgehend abgeschlossen. Am Freitag würden noch letzte Arbeiten vorgenommen, sagte der Sprecher des Lagezentrums. Der Damm besteht aus 350 überdimensionalen Sandsäcken, die jeweils rund eine Tonne schwer sind.
Im Laufe des Freitags will die Feuerwehr damit beginnen, das Areal leerzupumpen. Über der Bombe soll anschließend ein Zelt errichtet werden, um die Einsatzkräfte des Kampfmittelräumdienstes vor möglichen Regenfällen zu schützen.
Die Bombe war am 20. November entdeckt worden. Grund war das Niedrigwasser, das der Rhein derzeit führt und das an mehreren Stellen im Stromverlauf Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg ans Tageslicht gefördert hat.
Die Luftmine zählt zu den größten, die von den Briten im Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurden. Die Sprengkörper sollten großflächige Zerstörungen anrichten - über Wohngebieten wurden derartige Luftminen in Kombination mit Brandbomben abgeworfen. Unweit der Flugmine wurden im Rhein zudem eine 125 Kilo schwere Fliegerbombe und ein Tarnnebelfass aus Weltkriegszeiten gefunden, die ebenfalls am Sonntag entschärft werden sollen.
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Wasserbauer errichten im Rhein bei Koblenz einen Damm aus Sandsäcken. Sie bereiten die Entschärfung einer Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg vor.
Blick auf Koblenz aus der Luft: Im Uferbereich des Rheins war im November eine Luftmine gefunden worden.
Bei der Entschärfung der Bombe am kommenden Sonntag müssen alle Anwohner in einem Radius von 1,8 Kilometern evakuiert werden. 45.000 Koblenzer sind davon betroffen.
Gefangenentransportbusse in Koblenz: Zu den Evakuierten zählen auch die 200 Häftlinge der städtischen JVA.
Ein Taucher des Kampfmittelräumdienstes Rheinland-Pfalz bringt bei Koblenz Patronen an die Oberfläche. Spaziergänger wollten Munitionsteile gesehen haben. Aufgrund des Niedrigwassers im Rhein häufen sich zur Zeit die Hinweise auf Munition und Bomben im Rhein.
Zunächst nur schemenhaft ist unter Wasser die Luftmine aus dem Zweiten Weltkrieg zu sehen.
Mit Hilfe von Pumpen haben Feuerwehrleute die Bombe später freigelegt.
Munitionsexperten betrachten ein Exponat, das der im Rhein bei Koblenz gefundenen Luftmine entspricht. Sie zählt zu den größten, die von den Briten im Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurden. Die Sprengkörper sollten großflächige Zerstörungen anrichten - über Wohngebieten wurden derartige Luftminen in Kombination mit Brandbomben abgeworfen.
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