So erkennst du Fakes auf Facebook
Dieser Beitrag wurde am 04.10.2015 auf bento.de veröffentlicht.
Gerüchte sind vermutlich so alt wie Sprache selbst. Und seit jeher beliebt unter Freunden, Feinden, Journalisten und Friseuren. Doch wahrscheinlich niemals zuvor konnten sich Gerüchte so schnell verbreiten wie heute via Facebook.
Nehmen wir dieses aktuelle Beispiel:
Über 300.000 mal wurde dieser Post auf Facebook geteilt. Ein viraler Volltreffer von Ahmet Aykac. Dabei ist der Post zwar gut gemeint, aber ein totaler Fake.
Bei den Bildern handelt es sich um Aufnahmen von 1991 . Darauf zu sehen ist das albanische Schiff "Vlora". 20.000 Menschen flüchteten damals auf dem völlig überladenen Ozeandampfer nach Italien. Dort wurden die Menschen direkt interniert und wieder zurückgeschickt. Der im Facebook-Posting suggerierte Vergleich mit Flüchtlingen aus Europa nach Afrika ist also Quatsch.
Doch das ist manchmal gar nicht so einfach herauszufinden.
3 Wege, um Fakes auf Facebook zu identifizieren
Tipp 1: Googeln
Meistens kann es schon reichen, wenn man nach der zweifelhaften Facebook-Statusmeldung einfach mal schnell googelt. In aller Regel wurde das Thema bereits von einer vertrauenswürdigen Seite bearbeitet.
Sehr häufig wird man etwa bei mimikama landen. Der Verein aus Österreich hat es sich zur Aufgabe gesetzt, Fake-Meldungen und Gerüchte bei Facebook zu identifizieren und richtig zu stellen. Täglich werden dort die wichtigsten Fakes aufbereitet und Nutzern extrem wertvolle Tipps an die Hand gegeben, wie sie sich vor Falschmeldungen, Viren und Abzocke schützen können.
Ein ähnliches Interesse hat auch die englische Plattform emergent.info . Dort stehen allerdings nicht nur Facebook-Fakes im Fokus, sondern auch noch nicht geklärte journalistische Themen. Emergent arbeitet dabei mit einem Ampelsystem, das sehr schnell erkennen lässt, welche Themen noch nicht geklärt sind. Nutzer können mithelfen, Gerüchte aufzuklären.
Tipp 2: Rückwärts nach Bildern suchen
Manchmal kann eine Reverse Image Search weiterhelfen: Man lädt dabei das zweifelhafte Foto von Facebook runter und bei Google in der Bildersuche wieder hoch. So kann man herausfinden, wo das Bild sonst noch verwendet wurde. Alternativ kann man auch einen Link auf die URL des Fotos setzen. Kompliziert? So gehts:
- Bei Google oben rechts auf Bilder klicken.
- Dort dann entweder eine URL einfügen oder das besagte Foto hochladen.
- Die ähnlichen Bilder zeigen einem, in welchem Kontext das Foto sonst im Netz zu finden ist.
Tipp 3: Nutzer überprüfen
Wer auf einen merkwürdigen Post trifft, der viral geht, sollte sich den Absender genauer anschauen. Oft handelt es sich um Personen oder Accounts, die nicht unbedingt wahnsinnig vertrauenserweckend daherkommen. Wenn ein User etwa auf seiner Seite vorher noch gar nichts gepostet hat, kann man misstrauisch werden.
Die häufigsten Fakes
Die gefakte Flüchtlingsmeldung
Aktuell besonders brisant sind Meldungen, die dazu gedacht sind, Flüchtlinge und Asylsuchende zu diskreditieren. Dabei handelt es sich meistens um Meldungen, die zwar seriös wirken, aber völlig falsche Tatsachen behaupten. Besonders ärgerlich: Manchmal werden auch Meldungen von großen Medien einfach umgeschrieben, indem Titel und Vorspann des verlinkten Facebook-Posts einfach kurzerhand neu formuliert werden.
Falschmeldungen über Neuerungen bei Facebook
Wer kennt sie nicht, die tollen mit Photoshop gebastelten Tafeln, mit denen man sich gegen die Neuerungen bei Facebook zur Wehr setzt. Juristisch ist das ganze natürlich so haltbar wie eine Banane auf der Heizung, aber trotzdem werden bei jeder Veränderungen der Privatsphäre-Settings durch Facebook solche Erklärungen gern herumgereicht. John Oliver erklärt trefflich, was davon zu halten ist:
Heftig! Schockierend! Empörend!
Ebenfalls beliebte Fakes werden durch vermeintliche Empörungsvideos in die Timeline gespült. Dabei stehen ziemlich häufig mutmaßlich gequälte Tiere im Vordergrund, über die man nach dem Klick auf das Video oder den Link mehr erfahren soll. Please don`t click!*
Gewinnspiele
Jedem dürfte bereits einmal ein Gewinnspiel bei Facebook in den Newsfeed gepurzelt sein, bei dem man das niegelnagelneue iPhone mit nur einem kleinen Klick gewinnnen können soll. Wer dann klickt, landet zumeist auf einer Webseite, die Daten abgräbt oder dazu einlädt, nur kurz mal die Kreditkartendaten einzugeben. Don`t do it.
Fahndungsaufrufe
Ebenfalls erfreuen sich Fahndungsaufrufe auf Facebook großer Beliebtheit. Das ist nicht nur pervers, sondern auch juristisch relevant. Bitte unbedingt immer zweimal hinschauen, wenn nach einer Person gesucht wird. Und: Niemals selbst einen Fahndungsaufruf starten, denn dafür kann es gewaltig Ärger geben.
Ganz ehrlich: Diesen Artikel kannst Du guten Gewissens mit deinen Freuden teilen.
bento Today abonnieren
Korrektur
*In einer früheren Version dieses Artikels hatte ich auf einen falschen Artikel verlinkt. Danke an Jennifer für den Hinweis bei Disqus!