Einsam schreit der Rinderfarmer Masami Yoshizawa ein Bürogebäude des japanischen Kraftwerksbetreibers Tepco an. Seit zehn Jahren schnallt er einmal im Monat die Kuh-Attrappe auf seinen Truck und protestiert damit gegen die Atomkraft.
2011 nahm ihm die Reaktorkatastrophe von Fukushima die Lebensgrundlage. Sein Hof liegt nur 14 Kilometer vom havarierten Kraftwerk entfernt. Seine Rinder sind verstrahlt, mit ihrem Fleisch lässt sich kein Geld mehr verdienen. Nach der Katastrophe ordnete die Regierung an, alles Vieh in der Gegend zu töten und die Überreste zusammen mit anderem radioaktivem Müll zu vergraben. Yoshizawa weigerte sich. Ganz allein blieb er im Niemandsland.
Masami Yoshizawa, Farmer auf der »Ranch of Hope«:
»Ich war Strahlung ausgesetzt, aber ich habe mich trotzdem entschieden zu bleiben. Indem ich die Rinder am Leben halte, drücke ich meine Hoffnung auf eine Welt ohne Atomkraftwerke aus. Das ist eine simple politische Meinungsäußerung. Ich will gemeinsam mit den Tieren kämpfen. Die Regierung will sie töten. Aber ich will, dass sie leben.
Seine Farm nennt er »Ranch der Hoffnung«. Als benachbarte Bauern bei der Evakuierung ihre Höfe aufgaben, zog er allein durchs Niemandsland und suchte überlebende Rinder. Auch sie nahm er auf. 233 Tiere leben noch, für die Toten hat er einen Gedenkstein gesetzt.
Masami Yoshizawa, Rinderfarmer:
»Es geht nicht um Geld oder was auch immer. Ich glaube einfach, es ist nicht bedeutungslos, wenn diese Rinder ein langes, gesundes Leben führen können. Es hat einen Wert.«
Rund 74.000 US-Dollar kostet es ihn pro Jahr, die Farm zu führen, so schätzt er. Er finanziert sich größtenteils durch Spenden. Von Supermärkten erhält er altes Gemüse. Außerdem hat er vom japanischen Staat Kompensationszahlungen erhalten. Die sieht er aber kritisch. Indem sie Geld ausschüttet, halte sich die Regierung legitimen Protest vom Leib, meint er.
Masami Yoshizawa, Rinderfarmer:
»Meine Farm ist der letzte Ort, an dem gegen einen Staat gekämpft wird, der versucht diese »störenden« Rinder loszuwerden. Andere sagen, sie können nicht mehr, weil sie müde oder alt geworden sind. Aber ich werde weitermachen.«
Wenn es sein muss, sagt Masami Yoshizawa, hält er es auch die nächsten zehn Jahre so aus: allein zwischen seinen verstrahlten Rindern.