
Nach hundert Jahren: Historiker öffnen Zeitkapsel in New York
Gruß aus dem Jahr 1914 Historiker öffnen vergessene Zeitkapsel in New York
New York - Hundert Jahre lang blieb die schwere Kiste aus Bronze versiegelt - jetzt haben Mitarbeiter der New-York Historical Society das Geheimnis einer Zeitkapsel aus dem Jahr 1914 gelüftet.
Hinterlassen hatte die goldfarbene Box mit allerlei Schnörkeln und Verzierungen die Lower Wall Street Business Men's Association - ein lang vergessener Klub für New Yorker Wirtschaftskapitäne. Diese hatten die Zeitkapsel bei der Historical Society hinterlegt, mit der Bitte, die Kiste im Jahr 1974 zu öffnen. Das allerdings geschah nicht - die Zeitkapsel geriet schlichtweg in Vergessenheit. Erst Ende der Neunzigerjahre entdeckte sie ein Kurator beim Stöbern in einem Lagerhaus.
Vorsichtig und mit medizinischen Gummihandschuhen an den Händen lösten Mitarbeiter der Historical Society nun die 26 Schrauben, die den Deckel der Kiste ein Jahrhundert lang festhielten. Historiker Nick Yablon war ein erster Blick auf den Inhalt vorbehalten: Es sind vor allem Dokumente, Broschüren und Zeitungen, die die Interessen der Wall-Street-Herren um die Jahrhundertwende dokumentieren. Themen sind der Tee-, Kaffee- und Gewürzhandel, aber auch Baseball und Stierkämpfe.
Telegramm an die Zukunft
Enthalten waren zudem die Kopie eines Briefes aus dem Jahr 1774 sowie ein Telegramm von Martin Glynn - von 1913 bis 1914 der Gouverneur des Bundesstaats New York. In dem Schreiben wünscht er laut CBS dem New York der Zukunft alles Gute : "Mögen all jene Probleme gelöst sein, mit denen die Stadt heute zu kämpfen hat!"
Historiker Yablon, der selbst ein Buch über Zeitkapseln schreibt, reagierte euphorisch auf den Inhalt der Kiste. "Solche Relikte zu entdecken, ist ein besonderer Thrill", sagte der Professor für amerikanische Geschichte an der Universität Iowa.
Und auch in weiteren hundert Jahren soll es wieder etwas zu entdecken geben. Als Reaktion auf den Fund befüllten New Yorker High-School-Studenten eine neue Zeitkapsel. Sie soll erst im Jahr 2114 geöffnet werden und enthält vor allem Artefakte des Alltagslebens: unter anderem Ohrstöpsel, Kaffeebecher aus Pappe und Tickets für ein Lady-Gaga-Konzert.