Coronakrise Mediziner soll von Triage gesprochen haben – Klinikum in Zittau äußert sich zu Berichten

Man habe mehrfach entscheiden müssen, »wer Sauerstoff bekommt und wer nicht«: Äußerungen eines Klinikchefs aus Sachsen erregten bundesweit Aufsehen. Das Krankenhaus bestätigt nun zumindest die kritische Corona-Lage.
Kritische Lage: Rettungswagen vor dem Klinikum Oberlausitzer Bergland

Kritische Lage: Rettungswagen vor dem Klinikum Oberlausitzer Bergland

Foto: Daniel Schäfer / picture alliance / dpa

Nach Berichten über Triage-Äußerungen eines Mediziners aus Zittau hat das Klinikum Oberlausitzer Bergland bestätigt, dass die Corona-Lage dort kritisch sei. Die Intensivmedizin im Klinikum Oberlausitzer Bergland stoße »an die Grenzen des Leistbaren«, teilte das Gesundheitszentrum des Landkreises Görlitz als Träger mit.

Die Kapazität der beiden eigens eingerichteten Corona-Infektionsstationen von insgesamt 100 Betten in den beiden Standorten des Klinikums könne aktuell nicht ausgeschöpft werden, weil Personal fehle.

Allerdings hieß es von der Einrichtung auch, dass alle Patienten, die in die beiden Krankenhäuser kommen, »die bestmögliche Therapie« erhielten. Sollten die Corona-Stationen keine Patienten mehr aufnehmen können, würden die Erkrankten in die umliegenden Krankenhäuser geflogen. Sollte auch das nicht mehr möglich sein, verschärfe sich die ohnehin angespannte Situation deutlich.

»Eine klassische Triage, wer leben darf und wer nicht, diese Entscheidung brauchten wir noch nicht fällen«, sagte Martina Weber, Sozialdezernentin des Landkreises Görlitz, dem SPIEGEL. Zwar müssten Patienten teilweise in andere Krankenhäuser verlegt werden, weil die Klinik ausgelastet sei. »Aber: Wir können die Patienten regional versorgen, das werden wir bis Weihnachten schaffen«, sagte Weber.

»Wir sind im Epizentrum«

Der Ärztliche Direktor des Oberlausitzer Bergland-Klinikums, Mathias Mengel, hatte Berichten zufolge am Dienstagabend in einem Onlineforum von Triage gesprochen. Triage bedeutet, dass Mediziner aufgrund von knappen Ressourcen entscheiden müssen, wem sie zuerst helfen. Dem Nachrichtenportal »T-Online«  sagte Mengel: »Wir waren in den vergangenen Tagen schon mehrere Male in der Situation, dass wir entscheiden mussten, wer Sauerstoff bekommt und wer nicht.«

Es werde versucht, die Patienten, für die es keine Versorgung gibt, in eine andere Klinik zu verlegen. »Aber wir sind im Epizentrum, manche Häuser nehmen gar nicht mehr auf.« Die Entscheidung könne auch bedeuten, dass es für einen Patienten, der nicht verlegungsfähig ist, dann keine entsprechende Hilfe mehr gebe.

Zu diesen Aussagen äußerte sich das Klinikum bislang nur indirekt. Triage sei ein Begriff aus der Notfallmedizin, der ein Verfahren zur Einschätzung des Schweregrades von Erkrankungen und Verletzung beschreiben, hieß es in der Erklärung.

Aus dem Umfeld des Krankenhauses hieß es, eine derartige Priorisierung in der notfallmedizinischen Behandlung sei nicht unüblich und komme auch außerhalb einer Pandemie immer wieder vor. Mengel habe mit seinen Aussagen nicht gemeint, dass Patienten ihrem Schicksal überlassen worden seien, damit anderen geholfen werden konnte. Mengel selbst wollte sich auf SPIEGEL-Anfrage an diesem Mittwoch nicht äußern.

bbr/chp/dpa
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