Erschossene "Cappuccino-Bärin" Wie "Tips" aus ihrem Gehege entkam

Gleich drei Hürden musste Bärin Tips im Osnabrücker Zoo nehmen, um aus ihrem Gehege zu türmen. Als sie zwei Mitarbeiter angreifen wollte, wurde sie erschossen. Der Tierpark verteidigt die Entscheidung.
Die Mischbären Tips (rechts) und ihr Bruder Taps im Zoo in Osnabrück

Die Mischbären Tips (rechts) und ihr Bruder Taps im Zoo in Osnabrück

Foto: Friso Gentsch/ dpa

Wegen ihres cremefarbenen Fells wurde "Tips" aus dem Zoo Osnabrück auch "Cappuccino-Bär" genannt. Sie und ihr Bruder Taps verdankten ihr Leben einem "Unfall": Vater Elvis war ein Eisbär, Mutter Susi eine Braunbärin. Wider alle Prognosen paarten sich die beiden und bekamen Nachwuchs, eben die beiden Hybridbären Tips und Taps.

Tips wurde zwölf Jahre alt, kein schlechtes Alter für einen Hybridbären. Allerdings fand die Bärin einen gewaltsamen Tod. Am Samstag gelang ihr der Ausbruch aus dem Gehege. Zehn Minuten später wurde sie erschossen.

Jetzt äußerte sich Zoodirektor Michael Böer zu dem Vorfall. An dem Abschuss der Bärin habe kein Weg vorbeigeführt, sagte er sichtlich bewegt am Montag. Sie sei dabei gewesen, zwei Zoomitarbeiter anzugreifen. Zudem hätten sich in etwa 50 Metern Entfernung Tierparkbesucher befunden. "Oberstes Gebot ist die Herstellung von Sicherheit und Ordnung. Wir mussten im Interesse unserer Zoobesucher handeln", so Böer.

Michael Böer (Mitte) am Samstag im Osnabrücker Zoo

Michael Böer (Mitte) am Samstag im Osnabrücker Zoo

Foto: Festim Beqiri/ dpa

Auch eine Betäubung des flüchtenden Tiers sei nicht möglich gewesen. Ein angeschossener Bär im Zoo sei lebensgefährlich. Es hätte bis zu 15 Minuten gedauert, bis die Betäubung zu wirken begonnen hätte - die Bärin hätte innerhalb kürzester Zeit bis zu 70 Meter zurücklegen können.

Inzwischen hat man Tips' Fluchtweg nachgezeichnet. Demnach überwand die Bärin im Osnabrücker Zoo zunächst einen Elektrozaun, der das Bärengehege von einem Ruhebereich für Füchse abtrennte. Irgendetwas hinter der Barriere müsse die Bärin gereizt und erregt haben, vermutete Böer - vielleicht eine Maus oder ein Fuchs.

Jedenfalls durchbrach das Tier den 90 Zentimeter hohen Zaun, ohne sich an dem Elektroschock zu stören und zwängte sich dann durch einen 30 mal 45 Zentimeter großen Schieber, der den Füchsen vorbehalten war. Durch die Schleuse habe die Bärin nur gepasst, weil sie noch schlank vom Winterschlaf gewesen sei, sagte der Zoodirektor.

In dem anschließenden Bereich des Geheges durchbrach sie schließlich den Zaun, der eigentlich auch bärensicher hätte sein sollen. Tips habe offensichtlich einen Weg zurück in ihre vertraute Umgebung gesucht, erläuterte Böer.

Zusammen mit der Polizei und externen Gutachtern will der Zoo nun Ursachenforschung betreiben. Bis geklärt ist, warum der Außenzaun versagte, muss Tips' Bruder Taps drinnen bleiben und darf nicht ins Freigehege. Die Schieber sollen auf jeden Fall verkleinert werden.

ala/dpa
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