Zu freizügig Millionen-Strafe wegen eines nackten Pos
Los Angeles - Genau 1,43 Millionen Dollar Strafe soll der US-Fernsehsender ABC zahlen. Der Vorwurf: Vor fünf Jahren war im frühen Abendprogramm des Senders für wenige Sekunden ein nackter Frauen-Popo zu sehen. Die Funkregulierungsbehörde FCC erklärte am Freitag, es seien zahlreiche Beschwerden wegen des "obszönen Materials" eingegangen.
Darum geht es: Am 25. Februar 2003 war in der TV-Serie "NYPD Blue" eine Szene zu sehen, in der sich eine Frau vor einem jungen Mann entblößt. Die Kamera war dabei von hinten auf die Schauspielerin gerichtet. Kurz war deren Po, noch kürzer eine ihrer Brüste zu sehen gewesen. Doch das reichte schon, um die Moralschützer zu alarmieren. Das Problem: Die Verantwortlichen hatten sich offenbar beim Timing der Ausstrahlung verrechnet, nicht beachtet, wie groß das Land ist.
Denn während die landesweit ausgestrahlte Sendung in einigen US-Bundesstaaten erst nach 22 Uhr zu sehen war, lief sie in anderen vor dieser Zeit. Die Jugendschutzbestimmungen der US-Regulierungsbehörde FCC verbieten jedoch die Ausstrahlung "offensichtlich anstößigen" Materials in der Zeit zwischen 6 und 22 Uhr. Dem Sender war zum Verhängnis geworden, dass sich die USA über mehrere Zeitzonen hinweg ausbreiten. In den westlichen Bundesstaaten war der nackte Hintern daher schon zu früh sehen.
Kein Einzelfall
Als Strafe soll nun jeder der 52 im Westen der USA gelegenen TV-Sender, über die ABC die fragliche Folge ausstrahlte eine Strafe in Höhe von 27.500 Dollar entrichten, insgesamt also 1,43 Millionen Dollar.
In den USA kommt es immer wieder vor, dass die Regulierungsbehörde TV-Sender wegen Verstößen gegen den Jugendschutz zu Strafen verdonnert. Der aufsehenerregendste Fall war eine Szene die sich während der Halbzeitpause des Superbowl 2004 zutrug.
Damals war für wenige Sekunden der Busen der Popsängerin Janet Jackson zu sehen gewesen. Der Vorfall sorgte damals unter US-Moralwächtern für Empörung, löste eine Diskussion darüber aus, ob der sogenannte "Nippel-Slip" ein absichtlicher Marketing-Gag gewesen sei. Damals schlug die FCC eine Strafe in Höhe von 550.000 Dollar vor.
Die FCC ist für die Regulierung des terrestrischen Fernsehens und Hörfunks zuständig, jedoch nicht für Satelliten- oder Kabelfernsehen, DVDs oder Kinofilme. Die amerikanischen Medienkonzerne werfen der Bundesbehörde vor, eine erzkonservative Weltsicht zu vertreten und drakonische Strafen zu verhängen.
mak/Reuters