Zweigeteiltes Wetter Hagelsturm im Süden, Sommer in St. Pauli
Hamburg - Während der Norden der Republik dem Sommer frönt, drohen nach dem Süden und Westen nun auch in Mitteldeutschland schwere Unwetter. Für den frühen Samstagabend warnte der Deutsche Wetterdienst vor heftigen Gewittern mit Sturmböen, sintflutartigem Regen und Hagel. Vor allem Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen und Baden-Württemberg seien von den neuerlichen Unwettern betroffen, hieß es. Erwartet wurden schwere Böen mit Geschwindigkeiten zwischen 90 und 100 Kilometern in der Stunde.
Am Nachmittag wurden der Polizei zufolge in der Region Saalfeld erste Straßen überschwemmt. Wegen einer Überflutung wurde die Bundesstraße 88 am Samstagnachmittag zwischen Bad Blankenburg und Königsee (Kreis Saalfeld-Rudolstadt) voll gesperrt. Das Lagezentrum im Innenministerium warnte vor Aquaplaning auf den Autobahnen.
Bereits in der Nacht zum Samstag war das Tief "Hilal" über den Süden und Westen Deutschlands hinweggefegt und hatte kräftigen Regen mit teils tennisballgroßen Hagelkörnern gebracht. Allein in Münster (Nordrhein- Westfalen) gingen innerhalb von zwei Stunden etwa 1300 Notrufe ein, 300 Einsatzkräfte waren im Einsatz. Zahlreiche Keller liefen voll Wasser, Straßen glichen kleinen Stauseen, Hagelkörner demolierten Autos.
Im Krefelder Zoo kamen mehrere Flamingos sowie Enten und Hühner ums Leben, als sie von Hagelkörnern getroffen wurden. Fünf weitere Vögel zogen sich Knochenbrüche zu und mussten eingeschläfert werden. Bei mindestens zwei Tropenhäusern sei Totalschaden entstanden, sagte ein Sprecher des Tierparks.
Die Bahnlinie Würzburg-Frankfurt blieb am Samstagvormittag gesperrt, nachdem umgestürzte Bäume die Oberleitungen beschädigt hatten. Weiter Richtung Norden waren insbesondere die Kinzigtalstrecke in Hessen und damit die Fernzüge zwischen Frankfurt-Fulda-Berlin und Frankfurt- Fulda-Hamburg von Behinderungen betroffen. In Baden-Württemberg kam es im Regionalverkehr zu zahlreichen Verzögerungen.
In Hessen war ein ICE auf der Bahnstrecke Frankfurt-Berlin bei Langenselbold wegen eines Oberleitungsschadens auf freier Strecke liegengeblieben. Erst nach mehreren Stunden konnte der Zug von einer Diesellokomotive in den nächsten Bahnhof geschleppt werden.
Auch im Nachbarland Bayern legten Regen und Sturm den Verkehr auf Straßen und Schienen zeitweise lahm. Hier wurden vier Menschen verletzt. Bei Bad Kissingen erlitten zwei weitere schwere Verletzungen, als ein Baum während der Fahrt auf ihren Geländewagen fiel.
Im baden-württembergischen Heilbronn verlor eine 86-jährige Frau auf einer überfluteten Straße die Kontrolle über ihr Fahrzeug und fuhr in den Gegenverkehr. Dabei wurden fünf Menschen verletzt. In Ilshofen bei Schwäbisch-Hall machten die Wassermassen ein Zweifamilienhaus unbewohnbar, nachdem ein Blitz eingeschlagen war.
Während im Süden und Westen Deutschlands Unwetter schwere Schäden anrichteten, herrschten an der Nord- und Ostsee-Küste in Schleswig- Holstein hochsommerliche Temperaturen. Auf der Hamburger Amüsiermeile St. Pauli wurden bis zu 30 Grad gemessen.
ala/dpa/ddp