Hausmitteilung 12. Oktober 2009 1989
Es ist bald 20 Jahre her, dass die sozialistischen Diktaturen Osteuropas kollabierten. SPIEGEL-Reporter Alexander Osang, 47, in Ost-Berlin aufgewachsen, arbeitete damals als junger Journalist bei der »Berliner Zeitung«. Ein Erlebnis aus den letzten Wochen vor der Wende ließ ihn seither nicht mehr los. Am Vorabend des 40. Jahrestages der DDR berichtete er vom Fackelzug der FDJ, es war einer der letzten Aufmärsche des untergehenden Regimes, und Osang bemühte sich, in seinem Artikel auch auf die Probleme des zerfallenden Landes einzugehen. Was Osang vorsichtig als Frage formuliert hatte, machte sein damaliger Chef Fritz Wengler zu einem klaren Bekenntnis, obwohl er Osang in die Hand versprochen hatte, den Text unverändert zu drucken. Jetzt trafen sich die beiden ehemaligen DDR-Journalisten wieder. Wengler, der heute 75 ist, konnte sich nicht entschuldigen - die politische Sache sei damals wichtiger gewesen als ein Versprechen. Für Osang war die Begegnung wie eine Reise zurück in seine Jugend, wo es pausenlos darum ging, persönliche und »gesellschaftliche Interessen« in Übereinstimmung zu bringen (Seite 60). SPIEGEL-Autor Klaus Wiegrefe, 44, konnte Hunderte Dokumente sichten, die der Bundesnachrichtendienst nach jahrelangen Bemühungen des SPIEGEL zum Jahrestag des Mauerfalls freigegeben hat - sie zeigen erstmals im Detail, was der Geheimdienst über die Vorgänge in der späten DDR wirklich wusste (Seite 44). SPIEGEL-Reporter Walter Mayr, 49, besuchte für seine Rekonstruktion des blutigen Umsturzes in Rumänien Schlüsselfiguren von damals (Seite 108).