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200 Havemann-Bewacher

aus DER SPIEGEL 3/1977

Die SED-Führung setzt jene rund hundert Künstler und Intellektuellen immer stärker unter Druck, die ihr vor sechs Wochen empfohlen hatten, die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann noch einmal »zu überdenken«. Einigen Biermann-Sympathisanten wurden Schuldbekenntnisse zur Unterschrift vorgelegt, in denen sie gestehen sollen, Mitglieder einer » konterrevolutionären Bande« mit konspirativen Zielen gewesen zu sein. Unter dieser Beschuldigung sitzen derzeit der Schriftsteller Jürgen Fuchs sowie der Musiker Christian Kunert und der Liedermacher Gerulf Pannach in Untersuchungshaft. Eine entsprechende Anklage wird offenbar auch gegen den Regimekritiker Robert Havemann vorbereitet. Havemann kann sich nach wie vor nur unter Aufsicht des Staatssicherheitsdienstes bewegen, sein Haus in Grünheide ist weiterhin abgeriegelt. In Parteiversammlungen des Kreises Fürstenwalde, zu dem Havemanns Wohnort gehört, rechtfertigen SED-Funktionäre das Vorgehen der Sicherheitsorgane mit dem Hinweis, Havemann müsse gegen »imperialistische Aggressoren« geschützt werden, die ihn gewaltsam in den Westen verschleppen wollen. Die DDR habe dafür insgesamt 200 Beamte abgestellt.

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