26 Jahre danach
Moskaus »Iswestija« brach mit einem Tabu: Auf ihrer Titelseite veröffentlichte die Regierungszeitung verletzten Mittwoch die Lebensgeschichte der ukrainischen Kolchosbrigadierin Stepanida Demidowna Wischtak, die -- so ihre Kurzbiographie -- 1942 von den Deutschen aus dem Gebiet Kiew nach Leipzig deportiert und als Hilfsarbeiterin eingesetzt worden war. Der »Iswestija«-Bericht ist nach 26 Jahren der erste, der sich mit dem Schicksal ukrainischer »Ost-Arbeiter« befaßt -- bislang hieß es im Westen, sie seien daheim Repressalien unterworfen. Der Sowjet-Bäuerin hat ihre Vergangenheit nicht geschadet: Seit zwanzig Jahren ist die sechsfache Lenin-Orden-Trägerin und zweifache »Heldin der Sozialistischen Arbeit« Abgeordnete des Obersten Sowjet in Moskau und Mitglied des ukrainischen ZK.