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Hausmitteilung 7. Mai 2011 Titel

aus DER SPIEGEL 19/2011
SPIEGEL-Titel von 2001, 2002

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Vor dem Anwesen Osama Bin Ladens in Abbottabad, Pakistan, drängten sich am Mittwochabend Hunderte Schaulustige. »Die eine Hälfte war entsetzt darüber, dass der Terrorfürst nun tot ist, die andere erleichtert«, sagt SPIEGEL-Reporter Walter Mayr, 51, der den Ort der Kommandoaktion besuchte. Vor dem Haus kursierten bereits Verschwörungstheorien wie jene, dass der meistgesuchte Mann der Welt in Wirklichkeit dort nie gelebt habe; die Amerikaner hätten den nächtlichen Einsatz nur inszeniert - um Bin Ladens Hinrichtung zu vertuschen.

Als er in der Nacht zum Montag die Ansprache Barack Obamas über den Tod des Erzfeindes hörte, brach Washington-Korrespondent Marc Hujer, 42, sofort zum Weißen Haus auf. Tausende waren an diesem Abend dorthin gekommen und jubelten. Viele schwenkten Fahnen der Army. »Es war der langersehnte Befreiungsschlag für ein Land, das Angst vor dem Niedergang hat«, sagt Hujer: »Amerika feierte den Tod des verhassten Feindes wie ein gewonnenes Footballspiel.« Hujer zeichnet in der Titelgeschichte zusammen mit einem Hamburger Team um Clemens Höges, 49, Hans Hoyng, 62, Cordula Meyer, 39, und Britta Sandberg, 48, die über ein Jahrzehnt dauernde Verfolgung des Terror-Emirs nach (Seite 76). Holger Stark, 40, sprach mit BND-Chef Ernst Uhrlau und beschreibt die Bedrohung durch al Qaida in Deutschland (Seite 28).

Osama Bin Ladens Tod in der Nacht zum 2. Mai 2011 ist von so großer historischer Bedeutung, dass die Redaktion das Erscheinen dieses Heftes um zwei Tage vorgezogen hat. SPIEGEL-Redakteure hatten gleich nach den Anschlägen auf das World Trade Center in New York im September 2001 detailgenau das Drama in den brennenden Twin Towers rekonstruiert und das Schicksal von Polizisten, Büroangestellten und Feuerwehrleuten beschrieben - eine Reportage, die weltweit Beachtung fand, genauso wie weitere Titelgeschichten, die sich mit den Todespiloten um Mohammed Atta und dessen Zelle in Hamburg befassten.

Ein SPIEGEL-Redakteur - Kairo-Korrespondent Volkhard Windfuhr, 74 - hat Osama Bin Laden auch persönlich getroffen: in den achtziger Jahren in der Altstadt von Peschawar in Pakistan. »Er war ein junger Saudi-Millionär, damals noch völlig unbekannt, aber in seinen Augen leuchtete schon ein fanatisches Feuer«, erinnert sich Windfuhr. Wird aus Bin Laden ein »Che des Propheten«, eine Ikone für junge Muslime? Das hatte der SPIEGEL gleich nach dem 11. September gefragt. Zehn Jahre später zeigen die Revolutionen in Arabien, dass sich die Mehrheit der Muslime nach Demokratie sehnt und dass Bin Ladens Ideologie eines mörderischen Fundamentalismus wohl schon vor seinem Tod an Anziehungskraft verloren hatte.

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