86 PROZENT
(Nr. 11/1969, Verlage)
»Stern-Chefredakteur Henri Nannen, der sich zum Sachwalter seiner Redaktion aufwarf ...«, heißt es in Ihrem Bericht »Spaltbare Masse«. Wie homogen die Masse der Stern-Redakteure ist, zeigt die große Mehrheit, mit der das Redaktionsplenum den angeblichen Seifmade-Sachwalter Nannen zu ihrem Sprecher wählte.
Bei der geheimen Wahl zum Redaktionsbeirat wurden insgesamt 131 Stimmzettel abgegeben. Dabei entfielen auf Henri Nannen 112 Stimmen (86 Prozent).
Daß Henri Nannen das von ihm mitformulierte und -beratene Sternstatut nun mit »Gleichmut« behandelt, bedeutet keineswegs, daß er es abtut. Dieser Gleichmut ist ein Charakteristikum unserer Verhandlungsführung mit den Verlegern und ist das Gegenteil einer uns fälschlich zugeschriebenen revoluzzerhaften Attitüde, die uns ganz gewiß nicht weiterbrächte.
Die Möglichkeit, Gesellschafteranteile am Verlag Gruner + Jahr zu erwerben, wird in der Redaktion zwar diskutiert, war aber nicht Gegenstand des Plenarbeschlusses über den Entwurf eines Sternstatuts. Auch will die Redaktion dem Verleger nicht das Recht zur Einstellung eines Chefredakteurs bestreiten. Sie erwartet nur, daß sich der Verleger in solchen Fällen mit dem Redaktionsbeirat berät, weil jeder Chefredakteur auf das Vertrauen der Redaktion angewiesen ist.
Wenn das Sternstatut beschlossene Sache ist -- und es wird ein solches Statut geben, dessen seien Sie sicher -, dann werden wir es nicht länger als Staatsgeheimnis behandeln, sondern es Ihnen zur Nachahmung empfehlen.
Hamburg VICTOR SCHULLER*
Stellvertretender Chefredakteur des Stern.