ABBA EBAN
ist der dritte Chef des »Misrad Hachutz« -- wie Israels Außenministerium heißt -- und einer der brillantesten Advokaten seines Landes, von dem er einmal sagte: »Wir haben nur Sonne, Sorgen und Orangen.«
Der Diplomat, der sieben Sprachen spricht, vertrat Israel zehn Jahre lang -- bis 1959 -- als Botschafter in Washington und zugleich auch vor den Vereinten Nationen. Dann rief ihn Israels großer Alter, David Ben-Gurion, in die Heimat zurück und versprach ihm eine »große Zukunft«.
Die begann für Eban freilich erst, als der Gönner sich in den Wüstenkibbuz Sde Baker zurückzog: Im Gegensatz zu Masche Dajan und anderen Jüngern Ben-Gurions schlug sich Abba Eban im Kampf zwischen dem Alten und dem Apparat der Mapai-Partei auf die Seite der Apparatschiks -- und wurde dafür nach den Wahlen 1966 mit dem Außenministerium belohnt.
Er leitet es als kühler Analytiker und vorsichtiger Planer. 1966 mußte er sich vor der Knesset -- dem Parlament -- wegen seiner Erklärung verantworten, die israelischen Wähler hätten bei den Wahlen gegen militärische Abenteurer gestimmt. Wenige Tage nach dem Blitzkrieg verkündete Eban: »Im Sieg ist Großmut das beste Motto.«
Die »führende Taube im israelischen Kabinett« -- so »Newsweek« über Eban -- ist beim Volk populärer als die Falken: 1967 ergab eine Umfrage, daß 82 Prozent der Israelis Abba Eban als Außenminister behalten wollten -- Israels Kriegsheros und Verteidigungsminister Dajan erhielt ein Prozent weniger Stimmen. Abba Eban wurde am 2. Februar 1915 in Kapstadt geboren und hieß ursprünglich Abba ("Vater") Salamon. Als seine Mutter aus Südafrika nach England übersiedelte, nahm er den Nachnamen seines Stiefvaters Eban an.
In Cambridge studierte Eban Hebräisch, Arabisch und Persisch -- und lehrte dann als Dozent am Pembroke College.
Nach Palästina kam er nicht als Einwanderer, sondern mehr durch Zufall: Die britische Armee betraute den Leutnant Eban 1940 damit« die jüdische Bevölkerung Palästinas auf den Kampf gegen Rommels anrückendes Afrika-Korps vorzubereiten.
Nach dem Krieg zögerte Eban, der mit einer Amerikanerin verheiratet ist, die er in Kairo kennengelernt hatte, ob er künftig in Cambridge lehren oder für die zionistische Bewegung kämpfen solle. Seine Entscheidung fiel im Juli 1946, als die englische Mandatsverwaltung die Zionistenführer verhaftete -- darunter auch den Eban-Freund und Amtsvorgänger im Außenministerium Mosche Scharett. Aus dem Gefängnis schmuggelte Scharett einen Brief an Eban, der aus einem einzigen Wort bestand -- der nicht übersetzbaren hebräischen Slang-Aufforderung: »Nu?« Eban entschied sich für Israel.