Abkehr von Freiburg
Mit rigorosen Plänen wollen die Jungdemokraten ihre Mutterpartei FDP zu radikalem Kurswechsel bewegen. Was die Judo-Programmkommission vorige Woche beschloß, würde die Abkehr vom Freiburger Grundsatzprogramm von 1971 bedeuten. So wird der Versuch der FDP-Führung, leitende Angestellte als dritten Faktor neben Kapital und Arbeit bei der Mitbestimmung in Aufsichtsräten zu beteiligen, als »Spaltung der Arbeitnehmerschaft« abqualifiziert -- im Einklang mit der SPD. Die Gewerkschaften werden als »wirksame Gegenmachtzentren ... zur Durchsetzung der Interessen der Lohnabhängigen« gelobt. Und den Spitzensatz der Einkommensteuer wollen die Jusos auf 70 Prozent anheben -- eine Forderung, die den derzeitigen Satz um 17, die von der Koalition vereinbarten Eckwerte um 14 und selbst die SPD-Parteitagsbeschlüsse um 10 Prozent überbietet. Für den FDP-Wirtschaftsexperten Otto Graf Lambsdorff grenzt dies denn auch an »infantile Spielereien«. Doch Judo-Chef Friedrich Neunhöffer will es seinen Parteioberen zeigen: »Die sollen sehen, wie weit sie da noch zurück sind.«