Abstruses Weltuntergangsszenario
Nr. 10/2008, Titel: Vorwärts ... und vergessen! - Kurt Becks riskanter Griff zur Macht
Ihr Titelbild weckt Assoziationen an Mount Rushmore, in den die Gesichter bedeutender US-Präsidenten eingemeißelt sind. Hier scheint es sich eher um Monte Absurdis zu handeln. Wir sehen einen großen Denker, einen Staatsgründer und Menschenschlächter, einen großmäuligen Polit-Klabautermann, einen sich überschätzenden Schnüffelliebhaber. Lafontaine und Beck auf eine Ebene mit Karl Marx zu stellen erfordert eine nicht nachvollziehbare Phantasie, die an gestörten Wahrnehmungssinn denken lässt.
FRIEDRICHSTHAL (SAARLAND) HORST JOHANNES
Ihr Titelbild ist absolut posterwürdig. Nur einer passt nicht in die Galerie der Vorwärts-Vergessen(d)en: Karl Marx. Angesichts der Entfesselung des globalen Kapitalismus und des Abbaus von Sozialsystemen sollten wir diesen Trierer Jungen dem Vergessen nunmehr entreißen. Und Kurt hat vielleicht gar nicht so unrecht ...
LAMPERTHEIM (HESSEN) HORST STEFFENS
Das Titelbild ist super! Die CDU kann ihre Wahlwerbetruppe entlassen. Mit diesem Plakat hat sie 2009 schon fast gewonnen.
DÜSSELDORF DR. DIRK WIEBE
Die Anmaßung, Beck auch nur in die Nähe von Lenin zu rücken, ist - um es mit Marx zu sagen - »der Geist geistloser Zustände«.
BERLIN AXEL SCHÄFER
MDB (SPD)
Wie wahr, wie wahr ist doch Ihr Titelblatt. Guten Glaubens und gegen den mehrheitlichen Widerstand in der Bevölkerung haben Sozialdemokraten Veränderungen, die der Wirtschaft Vorteile und dem Volk Nachteile brachten, durchgeführt. Gewerkschafter, Ex-Sozialdemokraten und enttäuschte SPD-Wähler müssen ihre Heimat wieder in der Sozialdemokratie finden. Deshalb: Vorwärts und nicht vergessen, es sind keine Linken, die den Sozialstaat aushöhlen.
MEERBUSCH JÜRGEN NIEDERDELLMANN
Bei einem anhaltenden starken Linkskurs der SPD werden sich die Anhänger der Mitte - rechte SPDler eingeschlossen - zähneknirschend der Union zuwenden. Was dann folgen wird, deuten Sie an: ade Volkspartei. Ob das der politischen Kultur in Deutschland dienlich ist, muss bezweifelt werden.
WUNSTORF (NIEDERS.) MARTIN EHLERDING
Ohne Agenda 2010 und Hartz IV gäbe es keine Linkspartei. Solange sich die Genossen dieser Wahrheit nicht stellen, werde ich mit großer Häme verfolgen, wie Lafontaine die SPD wie eine Sau durchs Dorf treibt.
CHEMNITZ SIEGFRIED HEIN
Vom Wählervotum her kann man sich der Linkspartei nicht länger verschließen, muss sie als potentiellen Koalitionspartner ernst nehmen - das sage ich als Sozialdemokrat!
MAINZ PASCAL KLEIN
Leider beschränken Sie sich auf vergnügliche Schilderungen über SPD-interne Machtkämpfe und Oskars schmetterlingsbedruckte Krawatte, anstatt aufklärerisch darzustellen, was ungeachtet jeder politischen Orientierung nicht von der Hand zu weisen ist. Im Kontext globalisierter Märkte ist das Programm der Gysi/Lafontaine-Partei für Deutschland so hilfreich wie eine Aderlass-Therapie für den Anämie-Patienten.
JENA CHRISTOPH DROSEN
Warum glaubt die SPD nicht mehr an ihr Projekt, »Die Linken« dadurch überflüssig zu machen, dass sie sich erneuert? Vielleicht ist mit der Vollendung des sozialdemokratischen Jahrhunderts die SPD auch einfach bloß überflüssig geworden.
BERLIN DR. BERNO HOFFMANN
Die Herren des Seeheimer Kreises und die Jünger Schröders bäumen sich mit letzter Kraft gegen den Linksruck. In Zeiten, in denen sich der Kapitalismus häufig von seiner dunkelsten Seite zeigt, sehnen sich aber immer mehr Menschen nach Gerechtigkeit und nicht nach Wirtschaftlichkeit. Dies sollte Priorität der SPD sein und nicht interne Selbstfindungsdebatten, die zu politischer Stagnation führen.
ENSE (NRDRH.-WESTF.) FRANZ-H. WIETHOFF
Dieses abstruse Weltuntergangsszenario der Konservativen zeigt eindrucksvoll, was für Urängste sie haben: dass die SPD ihre geistigen Blockaden überwindet und eine regierungsfähige linke Mehrheit in Deutschland entsteht. Eine Zusammenarbeit zwischen SPD und Linken nach fast 20 Jahren Wiedervereinigung wäre das prinzipiell Normalste. Programmatisch sind beide fast identisch, es geht nur um Egoismen. In vielen europäischen Ländern gibt es linke Parteien auch in Regierungsverantwortung. Nur hier wird noch über die »rote Bedrohung« und das Ende der Zivilisation schwadroniert.
HALLE (SAALE) MARCEL CHRISTOF
Es genügt ein Blick in die Geschichtsbücher, um vergangene Fehler zu vermeiden, denn es war die Auseinandersetzung zwischen den Linken, die in die USPD abwanderten, und den Rechten in der SPD, die das Erstarken der Rechtsextremen begünstigt und zu deren Triumph geführt hat.
MEINHEIM (BAYERN) BENNO STANKA