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Aggressives Konzept

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aus DER SPIEGEL 34/1983

War Heeresinspekteur Meinhard Glanz unzulänglich informiert, als er im vergangenen Sommer gemeinsam mit seinem US-Kollegen Edward C. Meyer das Vorwort zu dem weitgehend auf amerikanischen Vorstellungen beruhenden Strategie-Konzept »Airland Battle 2000« unterschrieb? In dem Vorwort stimmte Glanz »im Grundsatz« nur jenen Teilen des Papiers zu, die »operative und taktische Aspekte der Landkriegsführung« betreffen - eine weitgehend unverfängliche Beschreibung gültiger Nato-Doktrinen über den beweglichen Kampf verbundener Waffen auf dem europäischen Gefechtsfeld. Die entscheidenden Teile des Konzepts werden von allen Partnern der USA fast durchweg abgelehnt. »Starke Vorbehalte«, ließ der Führungsstab der Streitkräfte den CDU-Verteidigungsminister Manfred Wörner wissen, »beziehen sich hauptsächlich auf Tendenzen einer Kriegsführungsstrategie, besonders hinsichtlich A- und C-Waffeneinsatz«, auf »US-orientierte, globalstrategische Vorstellungen«, auf »die Möglichkeit von Operationen präventiven Charakters« und auf »Operationen in der Tiefe des Raumes«. Der SPD-Abgeordnete Hermann Scheer: »Ein aggressives Konzept, das aus der Vorneverteidigung eine Vorwärtsverteidigung macht.« Wehrexperten schließen nicht aus, daß Glanz über diese brisanten Passagen im unklaren gelassen wurde und deshalb auch keine Veranlassung sah, den damaligen Minister Hans Apel (SPD) zu informieren. Im Verteidigungsausschuß des Bundestages will die SPD-Opposition deshalb am 7. September von Nachfolger Wörner auch Auskunft über die Rolle des Kölner Heeresamtes verlangen, das mit den Amerikanern vorbereitende Gespräche in Sachen »Airland Battle 2000« geführt hatte.

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