Weil der Zutritt zur Entbindungsklinik aus hygienischen Gründen verboten ist, reicht eine Besucherin ihr Mitbringsel mittels zusammengebundener Stöcke von außen zum Klinikzimmer hoch - das Bild gehört zu einer Ausstellung, die jetzt in Moskau einen Querschnitt durch die zeitgenössische Sowjet-Photographie darbot. Die Ausstellung fand in den Räumen statt, in denen sonst nonkonformistische sowjetische Maler ihre Werke präsentieren. Auch die Photo-Schau zeigte einige Bilder, die kaum den optimistischheroischen Klischees des »Sozialistischen Realismus« entsprechen: Aufnahmen etwa von Untersuchungshäftlingen, von einer Nervenklinik, von zwei angeheiterten Kriegsveteranen, das Aktphoto einer Schwangeren - Bilder allesamt, wie sie in der Sowjet-Presse nicht veröffentlicht werden. Und auch eine eher menschlich anrührende als hurrapatriotische Erinnerung an das Kriegsende vor 40 Jahren fehlte nicht: ein bislang unbekanntes Photo von deutschen Kriegsgefangenen in Moskau 1945.
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Artikel 48 / 88
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