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Briefe

AKTIEN-BRÄU
aus DER SPIEGEL 34/1961

AKTIEN-BRÄU

Im SPIEGEL-Aufsatz über den Wankel -Motor wird behauptet, daß der Dieselmotor bis zur Produktionsreife drei Jahrzehnte gebraucht habe. Das stimmt nicht. Die ersten Versuche fanden 1893 statt, und bald nach der Jahrhundertwende, also acht Jahre später, war die Marktreife erreicht. Kaum zehn Jahre danach wurden schon große Ozeanschiffe mit Dieselmotoren angetrieben, und 1924, also gute 30 Jahre nach den ersten Versuchen, begann der Dieselmotor seine Laufbahn als Lastwagenmotor. Die Angabe wäre richtig, wenn erwähnt wäre, daß der Fahrzeug-Diesel 30 Jahre bis zur Produktionsreife brauchte. Aber auf die Entwicklung des Fahrzeug-Diesel wurde zunächst kein Wert gelegt.

Degerndorf/Inn DR. EUGEN DIESEL

Sie haben tatsächlich recht mit Ihrem Hinweis, daß die Kalkulation noch Zukunftsmusik sei, nach der in drei Jahren etwa zehn Prozent aller Verbrennungsmotoren nach dem Wankel-Prinzip arbeiten würden. Denn es gibt eine ganze Reihe von Fachleuten, die der Ansicht sind, der Wankel-Motor sei bereits jetzt überholt.

Das ist natürlich keine Kritik an der genialen Erfindung Wankels. Aber: Große Firmen arbeiten schon an etwas ganz anderem, was Wankels Konstruktion notgedrungen in den Schatten stellen muß. Ich meine die Brennstoffzellen, kleine Aggregate, die aus Erdöl und Luft auf direktem Weg Elektrizität erzeugen. Da bei dem Prozeß praktisch keine Wärme entsteht, geht die Energie des Treibstoffes weitgehend in die Kraft zur Vorwärtsbewegung über - der Wirkungsgrad ist also viel

höher als bei einer Verbrennungskraftmaschine, auch der von Wankel. Hinzu kommt, das die Motoren geräuschlos und geruchfrei wären. Die Elektromotoren sind kleiner und leichter, es entfallen alle Zusatzaggregate wie Kühler, Batterie, Anlasser, Vergaser, Auspuff und Schalldämpfer, Luftfilter, Lichtmaschine. Ein Getriebe ist überflüssig. Was das rein technisch und kostenmäßig heißt, ist leicht einzusehen. Man könnte diese Brennstoffzellen -Geschichte nun als Utopie abtun, wenn dahinter nicht die größte Ölgesellschaft der Welt, die Standard Oil (Esso) stehen würde. Und auch in Deutschland ist eine Firma mit diesem Thema beschäftigt: die Akkumulatoren-Fabrik AG Hagen. In dieser Brennstoffzellen-Geschichte kann die Erklärung dafür liegen, daß Mercedes zwar auch am Wankel-Motor mitarbeitet, aber den Lizenzvertrag immer wieder hinausschiebt. Denn neben Flick ist der Hauptaktionär von Daimler-Benz der Industrielle Quandt. Und der Besitzer von Accu Hagen heißt Quandt.

Stuttgart DIPL.-ING. H. SCHWEITZER

In Ihrer Titelgeschichte berichten Sie, der Vorstand der NSU-Motorenwerke habe mich wegen des von Ihnen zitierten Briefes entlassen. Ich habe jedoch mein Vertragsverhältnis mit NSU auf eigenen Wunsch gekündigt. Die Kündigung ist mir von NSU nicht nahegelegt worden, und die Kündigungsgründe haben mit dem »Brief« nichts zu tun.

Heilbronn DR. JUR. MARTIN HIRSCH

In einer Zeit, in der man sich bemüht, den Aktienbesitz populär zu machen, ist interessant zu erfahren, mit welchen Mätzchen ein Institut wie die Dresdner Bank die Kurse herunter- und nach Belieben auch wieder hinaufjagen kann. Und da soll noch einer sagen, die Börse sei ein freier Markt.

Hamburg K. WOLF

Wie schlecht sich die Interessen eines Großaktionärs mit den Aufgaben einer Bank verbinden lassen, das wurde hier deutlich. Es ist höchste Zeit, daß die große Aktienrechtsreform kommt, daß die Macht der Banken eingeschränkt wird, daß die Banken verpflichtet werden, auf den Hauptversammlungen Auskunft über Eigen- und Fremdbesitz zu geben, und schließlich ist es Zeit, daß die vertrauensseligen Kleinaktionäre aufwachen.

Wiesbaden W. LUISE ROTH

Eugen Diesel*

* Sohn Rudolf Diesels.

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