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Briefe

Alles für den Wähler?
aus DER SPIEGEL 4/1972

Alles für den Wähler?

(Nr. 1-2/1972, Wienand)

Ihre Feststellung, daß der SPD-Bundestagsabgeordnete Wienand für seine Wähler immer viel Zeit hat, ist zutreffend und erfreulich. Es besteht weder rechtlich noch moralisch ein Unterschied, ob er einem Rentner oder einem Multimillionär bei Behörden zu ihrem Recht verholfen hat. Warum soll es einem Abgeordneten verwehrt sein, eine Behörde zu bitten, eine Entscheidung zu überprüfen oder festgefahrene Verhandlungen weiterzuführen? Eine solche »Intervention« ist völlig legitim.

Warum schreibt der SPIEGEL keinen Artikel, wenn Wienand auf diese Art und Weise einem Rentner zu seinem Recht -- einer bescheidenen Rente -- verholfen hat? Die Hilfe gegenüber einem Bekannten oder einem Millionär ist genausowenig ehrenrührig, auch wenn dabei die Behörde über größere Summen zu entscheiden hatte.

Gummersbach (Nrdrh.-Westf.) DIETRICH BÖHM

In Kürze möchte ich Lohnsteuerrückerstattung beantragen. Nennen Sie mir bitte schnell einen Abgeordneten, mit dem ich mich anfreunden kann. Natürlich auf der Basis halbe-halbe. Im übrigen finde ich Ihre Haltung schäbig. Sie wissen wohl nicht, daß spätestens seit den Skandalen um Franz Josef Strauß für Politiker Moralbegriffe nicht mehr gelten.

Herrsching (Bayern) HERMANN MORGUET

Die Finanzverwaltungsbehörden wären sicherlich gut beraten, wenn sie die Einrichtung des sogenannten Steuerfahndungsdienstes sofort einstellen würden, da bei dieser Tätigkeit letztendlich doch nichts »herausspringt«, wie die Skandale und die ominösen Geschäfte des Herrn Wienand beweisen.

Bonn JOSEPH MÜLLER III

Rechtsanwalt

Ich möchte auch Freund von Herrn Karl Wienand werden.

Stuttgart MARTIN KURZ

Es ist sehr leicht im Leben, armen Schluckern zu helfen, aber wer bringt heute schon den Mut auf, einem Millionär in sprichwörtlicher Nibelungen-Treue zur Seite zu stehen, zumal im Kampfe gegen das Ungeheuer Finanzamt?

Viersen (Nrdrh.-Westf.) JOHANNES RIBUTSCH

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