Amtliche Irreführung
Mit gefälschten Straßenkarten schützte sich der ehemalige DDR-Minister für Staatssicherheit Erich Mielke vor neugierigen Bürgern. Das Dörfchen Wolletz nahe der polnischen Grenze bei Angermünde, wo das Ministerium ein Gästehaus hatte, scheint ausweislich einer Generalkarte nur auf weiten Umwegen und einfachen Nebenstraßen erreichbar. In Wahrheit gibt es, wie ältere Karten zeigen, eine gut ausgebaute Chaussee vom Autobahnanschluß Ringenwalde, der auf Karten aus den letzten Jahren ebenfalls getilgt ist, in Richtung Wolletz. Derlei kartografische Tricks wandte die alte SED-Führung öfter an. Das Prominentengetto in Wandlitz ist in älteren Karten im Maßstab 1 : 200 000 noch als »Waldsiedlung« verzeichnet, mit Zufahrts- und Anliegerstraßen. In später herausgegebenen Generalkarten hingegen fehlt das ganze Wohngebiet samt Zuwegen (siehe Grafik). Systematisch wurden die Kartenfälschungen seit 1966 bei militärischen Objekten praktiziert. Um militärische Sperrgebiete auf den Landkarten kleiner erscheinen zu lassen, mußten die Kartenhersteller auf einen SED-»Sicherheitsbeschluß« hin die Lage einzelner Orte zueinander verzerren.