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Angezapft auf vielen Wegen

aus DER SPIEGEL 1/1974

Mit drei Arten des Lauschangriffs -- per Draht, Funk und auf Lichtwellen -- muß sich der MAD auseinandersetzen.

Tonübertragungsanlagen niedriger Frequenz mit geschlossenem Stromkreis bestehen meist aus einem Mikrophon, einer besonders verlegten Leitung, einem Verstärker und einem Tonbandgerät mit Kopfhörer-Kontrolle (1).

Eine besonders schnell zu montierende und damit risikoarme Methode ist die Ausnutzung der in jedem Gebäude vorhandenen Leitungen, zum Beispiel Strom, Klingel, Telephon (2). Vom Mikrophon aufgefangene Gespräche werden an beliebiger Stelle im Kabelnetz, etwa einer Steckdose, abgenommen und auf Tonträger aufgezeichnet.

Mit wenigen Handgriffen lassen sich Telephone so manipulieren, daß die im Raum geführten Gespräche über die Sprechmuschel des Hörers mit einem Tonband im Etagen- oder Hauptverteiler aufgenommen werden können. Mit anders geschalteter Anlage sind die Telephongespräche, die von diesem Apparat geführt werden, abhörbar, ein Ergebnis, das auch durch Anzapfen der interessierenden Leitung zu erreichen ist (3).

Drahtlose Angriffsmittel haben den Vorteil, daß der Lauscher nicht im selben Gebäude wie sein Opfer aktiv werden muß. In 30 Sekunden kann die normale Sprechkapsel (4) eines Telephons gegen eine äußerlich identische ausgetauscht werden, die alle Gespräche bis zu 400 Meter weit sendet. Auf fast gleiche Art sind die Raumgeräusche übertragbar.

Batteriebetriebene Kleinstsender (5), die eigentlichen »Wanzen«, gibt es als integrierte Schaltung im Gehäuse eines Transistors mittlerer Leistung (Durchmesser zehn Millimeter, Höhe sieben Millimeter). Sie können durch Impulssender ferngesteuert, ein- und ausgeschaltet oder von einem aufs andere Mikrophon umgeschaltet werden.

Mit Hilfe eines Zusatzgerätes läßt sich Batteriestrom sparen: Der Sender wird erst aktiv, wenn er ein Geräusch aufnimmt. Als Empfänger des Spionage-Funks dienen meist modifizierte Transistorradios, oft mit Tonbandgeräten kombiniert.

»Äußerst gefährlich« nennen Experten speziell für bestimmte Aufgaben angefertigte Kleinstsender. Fachleute benutzen dabei modernste technologische Erkenntnisse. Die Sender können sogar im Giga-Hertz-Bereich arbeiten, der gleichen Technik, mit der Fernsehsendungen per Satellit übertragen werden. Solche Kleinstsender enthalten technische Feinheiten wie Quarzoszillatoren. regelbare Endstufen, justierbare Eingangsverstärkerstufen, Spannungsstabilisatoren und Antennen für zielgerichtetes Senden.

Sehr wirkungsvoll, weil meßtechnisch nicht auffindbar, sind sogenannte Reflex-Sender (6). Ein verstecktes Kohlengrieß-Mikrophon, das direkt an eine genau abgestimmte Antenne angeschlossen ist. wird mit einem Hochleistungs-Sender angestrahlt. Das mit dem Mikrophon aufgenommene Raumgeräusch moduliert die Sendewellen, die mit der Antenne empfangen werden, und reflektiert sie zum Empfänger.

Kleine Infrarot- und Lasergeräte (7 u. 8), deren unsichtbares Licht als Informationsträger dient, sind ebenfalls als Lauschsysteme verwendbar. Ein Infrarot-Sprechgerät, so groß wie eine Zigarettenschachtel, reicht bei guter Witterung etwa 500 Meter weit. Eine Laserkanone strahlt sogar über 800 Meter. Dabei ist »das Lauschangriffsgerät der Zukunft« (ein MAD-Spezialist) nur daumendick und etwa 15 Zentimeter lang. Bei ausgezeichneter Übertragungseigenschaft ermöglicht der Laser, bedient von einem geschulten Fachmann, die absolut zielgenaue Punkt-zu-Punkt-Verbindung.

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