MODERNES LEBEN Archaischer Etagenklumpen
Kunden der Schnellimbißkette McDonald's nahm der Psychologe Axel Dahm ins Verhör, um für seine Diplomarbeit das Erfolgsrezept des Hamburgers zu lüften. Die pappige Volksnahrung, fand er heraus, erscheine einerseits als geschichtete, überschaubare, portionierte Speise. Andererseits erlebte sie der Konsument als »verschmolzen, diffus, matschig und archaisch«. Aus diesem Widerspruch schließt Dahm in etwas überkandideltem Soziologendeutsch auf eine dialektische Qualität des Klopses: »Das Zurück in einfache Formen wird ermöglicht nur unter der Bedingung seines Gegenteils.« Freßlust und Heißhunger gaben die Befragten zu Protokoll, aber auch die Angst, von Bekannten mit einem Big Mäc in flagranti ertappt zu werden. Die »Etagenklumpen«, ermöglichen, so Dahm, den Rückfall in kleinkindliche Bedürfnisbefriedigung - direkt, unmittelbar, ohne Besteck und Etikette. Entsprechend schnell wird das Essen verschlungen; die Folge sei ein »Gefühl der Leere« und der »Wiederholungszwang, ganz im Sinne des Unternehmens«.