Arme Mäuse
(Nr. 33/1993, Renten: Der Osten holt auf)
Sie sollten den Menschen, die 40 Jahre lang Reparationen bezahlt haben und deren Leben nicht mehr sehr lange dauern wird, durchaus die Rentenanpassung gönnen und nicht mit einem solchen Artikel eine ungute Stimmung gegen sie erzeugen. *UNTERSCHRIFT: Stendal (Sachsen-Anhalt) DORIS BARNISKE
Die westdeutschen Rentner sind die echten Verlierer der sogenannten »Einheit«. Wir, die wir diese westdeutsche Bundesrepublik zu dem gemacht haben, was sie bis 1989 war. *UNTERSCHRIFT: Pegnitz (Bayern) HEINZ LUPPA
Sie machen Mäuse zu wilden Raubtieren. Wie können Sie behaupten, Ostrentner mit einer Lebensarbeitszeit von 45 Jahren und einer Durchschnittsrente von 949 Mark (Frauen) und 1450 Mark (Männer) seien die Gewinner der Einheit? Gewinner sind doch wohl ganz andere: die Banken, Versicherungen, die halbseidenen Abzocker, die im Osten die schnelle Million gemacht haben, und auch diejenigen der gewendeten Bonzen und Halbbonzen der SED, die heute noch ganz obenauf sind. *UNTERSCHRIFT: Berlin DR. HANSGÜNTER WALTHER
Zu den Gründen für die hohen Renten wäre noch folgendes nachzutragen: Im »Beitrittsgebiet« gab es eine fast absolute Versicherungspflicht für alle Selbständigen. Die Beiträge wurden vom Finanzamt ungefragt kassiert und wirken sich jetzt in hohen Renten aus. Würde man diese Versicherungspflicht hier auch einführen, käme mancher Selbständige ins Grübeln, ob sich die Selbständigkeit lohnt. Wenn man sich die Beiträge spart, die der Arbeitnehmer zwangsweise zahlt, kann man sich natürlich zu aktiven Zeiten mehr leisten, darf sich aber später nicht über niedrige Renten beklagen. Weil der Wert für jeden Rentenpunkt in den Beitrittsgebieten niedriger ist als hier, besteht für die Versicherungsträger die Gefahr, höhere Punkte zu gewähren, um weniger Ärger mit den Versicherten zu haben. Sobald sich die Bewertung der Rentenpunkte vereinheitlicht hat, führt diese Handhabung zwangsläufig zu höheren Renten. *UNTERSCHRIFT: Hagen (Nrdrh.-Westf.) HANS-HERMANN WINKHAUS
Alle Rentner haben das Recht, entsprechend ihren Lebensarbeitsleistungen die gleichen Renten in Ost und West zu erhalten. Man muß nicht immer einem Teil vorwerfen, daß er angeblich auf Kosten von anderen lebt. Das ist einfach nicht wahr. Eine ähnliche Rechnung ließe sich auch machen, wenn man die Gewinne und Kosten der deutschen Einheit auflistet. Auch hier ist noch nie eine Bilanz gezogen worden. Warum wohl nicht? Es könnte sich herausstellen, daß die Unternehmen und viele Bürger aus den alten Bundesländern die materiellen Gewinner der Einheit sind, und das wäre ja doch fatal. *UNTERSCHRIFT: Rostock DR. DIETRICH LEY