Ortsbegehung mehr als zwei Wochen nach der Katastrophe: Gemeinsam mit Finanzminister Olaf Scholz besuchte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet am Dienstag das vom Hochwasser zerstörte Stolberg bei Aachen. Er appellierte an ortsansässige Unternehmen, den Ort nach der Flutkatastrophe nicht zu verlassen.
Armin Laschet, Ministerpräsident Nordrhein-Westfalen: "Dieser Standort Stolberg ist einer, der in einem schweren Wettbewerb steht, national und international. Und deshalb ist es wichtig, dass die Unternehmen hierbleiben und sehr schnell auch hier wieder investieren."
Olaf Scholz, Bundesfinanzminister: "Es ist berührend zu sehen, wie viel Solidarität in Deutschland existiert. Viele, die wir hier getroffen haben, und viele, die ich schon bei anderer Gelegenheit gesehen habe, helfen einfach."
Auch die beiden Politiker versprachen weitere schnelle Hilfen für die Flutopfer. Doch manche Bewohner Stolbergs zeigten sich enttäuscht und resigniert über die bisherige Krisenbewältigung.
Anwohnerin: "Was soll ich denn sagen? Die Soforthilfe habe ich auch nicht gekriegt und auch nicht die, die an die Bürger verteilt wurde. Da bekam man falsche Auskünfte. Okay, ein Riesendurcheinander."
Die Wut der Bürger über langsame Hilfsmaßnahmen, zu späte Warnungen oder die nicht funktionierende Infrastruktur ist groß und entlädt sich zunehmend bei den anreisenden Politikern. Bereits am Montag war Laschet von Bewohnern der Gemeinde Swisttal heftig angegangen worden.
Szene: "Wenn wir nicht Freunde bei der Feuerwehr in Rheinbach gehabt hätten, wären meine Eltern jetzt tot. Die haben wir nachts um zwei aus dem Bett geklingelt. Da war nichts, keine Alarmierung."
"Sie sind ein riesengroßer Versager, das werden Sie bei der Wahl merken."
"Bisher sehe ich von der Landesregierung keinen bei mir helfen. Ich sehe auch von der Verwaltung keinen helfen, sind alle nicht da. Wir sind zweieinhalb Wochen durch, ist so. Ist zu spät."
Punkte als großer Kümmerer in der Not konnte der Landesvater und Kanzlerkandidat der Union bei seinem Spaziergang durch den schwer zerstörten Ort also nicht einheimsen. Vielmehr bekam er die Verzweiflung der Flutopfer zu spüren, die auch ihn in der Verantwortung für ihre derzeitige Lage sehen. Keine gute Grundlage für einen erfolgreichen Wahlkampf.